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Live By Night

Live By Night

MAFIADRAMA: USA, 2015
Regie: Ben Affleck
Darsteller: Ben Affleck, Chris Messina, Elle Fanning, Brendan Gleeson, Sienna Miller, Zoe Saldana

STORY:

Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, so steht es geschrieben. Schon gar nicht, wenn dein Nächster ein irischer Mafiaboss ist und dem Konzept der offenen Beziehung eher skeptisch gegenübersteht. Joe Caughlin, der kein brutaler Gangster, sondern ein freiheitsliebender Outlaw sein will, spannt dem irischen Mobsterkönig die Freundin aus. Doch das Liebesglück währt nur kurz: Caughlin wird wegen eines Banküberfalls verhaftet, und seine Freundin Emma stürzt mit dem Auto in einen Fluss. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis steigt Joe zum König der Alkoholschmuggler (man schrieb die Prohibitionsjahre) auf. Nach dem Roman von Dennis Lehane.

KRITIK:

Wenn Kritiker in kollektive Begeisterungsstürme ausbrechen, ist auf unserer kleinen Website oft Skepsis angesagt. Garantiert finden wir bei allseits gehypten Konsens-Filmen mehr Haare in der Suppe als am Brusthaar-Toupet von Austin Powers. (Okay, der Metapherngenerator könnte mal wieder ein Update vertragen.) LA LA LAND, TONI ERDMANN, DEADPOOL oder - schon etwas länger her: INCEPTION wären prominente Beispiele von überschätzten Filmen, die auf Filmtipps einem harten, aber gerechten Reality-Check unterzogen wurden.

Doch wenn umgekehrt ein Film allerorts gehasst und mit Ratings unterhalb der sibirischen Lufttemperatur abgestraft wird, stehen die Chancen hoch, dass wir ihn blind vor Liebe ins Herz schließen. Die Liste von allerorts verrissenen und von uns innig geliebten Filmen ist lang: SUICIDE SQUAD, SUCKER PUNCH, THE COUNSELOR, THE NEON DEMON oder das GHOSTBUSTERS-Remake, um nur einige zu nennen.

LIVE BY NIGHT ist wieder so ein Fall: Ich ging völlig unvorbereitet rein und habe erst nachher gelesen, dass Ben Affecks Adaption des Roman von Dennis Lehane (Shutter Island, Gone Baby Gone, Mystic River) von Anfang an unter keinem guten Stern stand: X mal verschoben, miserable Ratings und ein kommerzielles Desaster, das Warner ein kolportiertes 50-Millionen-Loch in die Bilanzen sprengte.

Dabei fand ich den Film sehr in Ordnung in seiner schnörkellosen, im besten Sinne altmodischen Art. Zugegeben, Ben Affleck ist nicht Martin Scorsese - zumal der Heilige Marty niemals sich selbst als Hauptdarsteller einsetzen würde. Vielleicht ist Affleck selbst das Problem: Der Mann wirkt zu proper, zu sauber, zu Babyface-mäßig für die Rolle des abgebrühten Gangsters - Verzeihung - Outlaws, der im Herzen ein Romantiker ist. Scorsese hätte diese Rolle mit einem gerüttelt Maß Wahnsinn ausgestattet und gleich mit Leonardo Di Caprio besetzt.

Nein, LIVE BY NIGHT wird die Geschichte des Mafiafilms gewiss nicht neu schreiben. Aber er ist bei weitem nicht das Desaster, das die Hater da draußen herbeifantasieren. Wie schon gesagt, Ben Affleck inszeniert im besten Sinne altmodisch, spannend und schnörkellos: Elegante Kameraarbeit, effiziente, bestens rhythmisierte Action, große Schauplätze, aufwändige Sets, alles da, was ein solides Mafia-Drama braucht.

Die Besetzungsliste wird von vielen großen Namen geschmückt, wobei es vor allem die Frauen sind, die Eindruck hinterlassen: Ganz arger Auftritt von Elle Fanning (THE NEON DEMON) als Heiligenfigur im Heroin-Chic.

Ich bin grundsätzlich kein Freund des Einzelne-Szenen-Nacherzählens. Aber der Moment, wo Ben Affleck einen lokalen Ku Klux-Clan-Anführer vollkommen unvermutet ein Loch in den Schädel pustet, ist zum Niederknien: "Es gibt mächtigere Männer als Sie? Warum verhandle ich dann mit Ihnen?" - BUMM!

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FAZIT:

Im tiefen Süden der USA steigt Polizistensohn Joe Caughlin zum König der Rumschmuggler auf.

Ben Afflecks aufwendiges Mafia-Epos ist beim Publikum völlig durchgefallen und wurde von Kritikern in der Luft zerrissen. Wer es dennoch schafft, sich dem Film vorurteilsfrei zu nähern, wird feststellen, dass er viel, viel besser ist als sein Ruf.

WERTUNG: 7 von 10 weißen Hüten
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