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Steven Seagal: The Foreigner - Black Dawn

Steven Seagal: The Foreigner - Black Dawn

OT: Black Dawn
ACTION: USA, 2005
Regie: Alexander Gruszynski
Darsteller: Steven Seagal, Tamara Davies, John Pyper-Ferguson, Julian Stone

STORY:

Ex-CIA-Agent (Überraschung!) Steven Seagal muss verhindern, dass eine tschetschenische Terroristengruppe in den Besitz einer Atombombe kommt, die sie in einer amerikanischen Stadt zünden wollen. Dabei gerät er in ein gefährliches Spiel aus Betrug und Verrat.

KRITIK:

Was haben Steven Seagal und Mark Wahlberg gemeinsam? Beide drehen keine Fortsetzungen. Normalerweise nicht. Vor einer Weile hat Wahlberg der Welt mit TED 2 doch eine Fortsetzung angetan - nichts, was es wirklich gebraucht hätte. Seagal hingegen hatte bereits in den 90ern zugestimmt, eine Fortsetzung zu drehen. Warner Brothers war vom Erfolg von ALAMRSTUFE: ROT so angetan, dass sie einen zweiten Teil hinterherschieben wollten. Seagal ging einen Deal mit WB ein und drehte ALARMSTUFE: ROT 2, durfte dafür im Gegenzug dann AUF BRENNENDEM EIS drehen und selbst Regie führen.

Nun ist ALARMSTUFE: ROT ein ziemlich guter Film - und nicht bloß ein ziemlich guter Seagal-Film - und ALRAMSTUFE: ROT 2 - DARK TERRITORY eine recht gelungene Fortsetzung. Daher ist es weder verwunderlich, dass Casey Ryback erneut den Kochlöffel schwingen durfte, noch ist es wirklich schlimm. Wie um alles in der Welt die Produzenten darauf gekommen sind, einen weiteren Teil von THE FOREIGNER zu drehen, ist mir allerdings ein Rätsel. Warum Seagal auch noch zugestimmt hat da mitzumachen, noch weniger – aber gut, für Kohle macht der doch eh so gut wie alles. Außer seine eigenen Stunts, ADR oder mehr als zwei Stunden pro Tag am Set auftauchen.

Auch im Jahr 2016 warten Seagal-Fans weltweit – alle beide, mögen böse Zungen jetzt sprechen – noch immer auf ALARMSTUFE: ROT 3, aber mit jedem Jahr wird das unwahrscheinlicher. Denn mit jedem Film den Seagal in die Videotheken stellen lässt, sinkt sein Stern ein bisschen mehr und inzwischen würde Ryback dem Aussehen nach eher am Kuchen naschen, als den Helden zu spielen. Aber gut, das ist ein anderes Thema. Schließlich geht es hier darum, dass Seagal 2005 ein zweites Mal in die Rolle des Jonathan Cold geschlüpft ist, nach Gino Felino aus DEADLY REVENGE - DAS BROOKLYN MASSAKER vermutlich die gemeingefährlichste Figur, die Seagal bis dato "gespielt" hat.

Wir erinnern uns, in THE FOREIGNER ist er nicht nur aus einem Fenster gesprungen, während des Pinkelns (!), ohne abzuschütteln (!!) oder sich die Hände zu waschen (!!!). Nein, um einen einzigen Mann auszuschalten, hat er mit einer gigantischen Bombe einen kompletten, gutbesuchten Bahnhof in die Luft gejagt – inklusive aller unschuldiger Zivilisten die darin waren. Vor einigen Jahren noch hätte Seagal sich dafür selbst gejagt und zur Strecke gebracht. Aber für Jonathan Cold ist so etwas kein Problem. Er mag seine Prinzipien haben, aber durch seine jahrelange Arbeit in den geheimsten Einheiten des CIA scheint sein Weltbild etwas verrutscht zu sein.

Das ist für Seagal sehr ungewöhnlich, der aus seiner Abscheu gegenüber Regierungsorganisationen und Geheimdiensten normalerweise keinen Hehl macht und sie gerne in die Handlung integriert. So spielt er zwar häufig Ex-CIA-Agenten. Diese haben sich jedoch in der Regel vom System losgelöst und nutzen ihre Fertigkeiten für einen guten Zweck. In THE FOREIGNER - BLACK DAWN allerdings geht Seagal als Cold wieder mal über Leichen. Nachdem er mit seiner ehemaligen Schülerin – die er fast hätte von Waffenhändlern erschießen lassen – aus einem Fenster springt, ohne zu wissen, ob sie auf dem Asphalt landen, oder... auf dem zufällig vorbeifahrenden LKW.

Dank dieser Aktion wird der LKW-Fahrer von den Waffenhändlern angeschossen - das ist echt nicht nett, mal ganz abgesehen davon, dass der Idiot einfach weiterfährt, anstatt anzuhalten. Kurz darauf bekommt er eine weitere Kugel ab, wird von Seagal bei voller Fahrt aus dem Führerhaus auf ein vorbeifahrendes Auto geworfen und fliegt von der Motorhaube auf die Straße. Dann fährt Seagal mit dem Truck das Papphaus eines Obdachlosen platt, rammt mehrere unbeteiligte Verkehrsteilnehmer und bringt den Truck letztlich an einer vollbesetzten Baustelle zur Explosion. Was sich jetzt anhört wie eine Folge LAWMAN, ist die größte Action-Sequenz in THE FOREIGNER - BLACK DAWN und zeigt, was für ein rücksichtsloser Vollassi Seagals Jonathan Cold eigentlich ist.

Doch damit nicht genug, denn Jonathan Cold schikaniert nicht nur unschuldige Zivilisten, sondern zeigt auch den Bösewichtern, wo ihr Platz in der Nahrungskette ist. Kurz vor einem Waffendeal wird er aufgefordert seine Pistole abzugeben. Er holt sie auch raus, bloß um dem, der sie nehmen will, mit einem schnieken Aikido-Trick das Handgelenk zu brechen. Anschließend händigt er eiskalt und mit einem fiesen Grinsen die Waffe aus. Warum? Na, weil er es kann. Diese sehr lässige Szene ist zugleich eine der wenigen Szenen in denen THE FOREIGNER - BLACK DAWN wie ein Seagal-Film wirkt. Oder in denen Seagal irgendetwas selbst macht.

Denn Seagal lässt sich in so ziemlich jeder Szene in der es auch nur etwas Action geben könnte doubeln. Und das obwohl der Großteil der Action ohnehin bloß simples Geballer ist. Aikido oder wenigstens wilde Mann-gegen-Mann-Kämpfe gibt es kaum zu sehen. Ein großes Problem bei der Sache ist recht miese Schnitt. In der LKW-Szene sieht man zum Beispiel nicht, wie Seagal aus dem LKW springt, kurz nach der Explosion steht er einfach auf der Brücke, den Anzug ohne Falten. Mehrere Anschluss-"Fehler" dieser Art sorgen demnach für einige Verwirrung. Ebenso wie die Stuntdoubles, die teilweise nicht mal annähernd wie Seagal aussehen. So habe ich mich in einer Szene gefragt, wer da gerade kämpft, bis es wieder einen der sonderbaren Schnitte gab und Seagal mit seinem Anzug von dem Ort des Kampfes weglatscht, als wäre nichts geschehen.

Die Handlung hingegen ist angenehm unkompliziert - für einen Seagal-Film aus der DTV-Ära, wohlgemerkt. Im Grunde geht es einzig darum, die tschetschenischen Terroristen daran zu hindern, eine Atombombe in Los Angeles zu zünden. Es dürfte sich von selbst verstehen, dass drum herum noch einiges anderes passiert. So hält Seagals ehemalige Schülerin ihn für einen Verräter, dabei ist der wahre Verräter doch jemand ganz anderes – warum, das wird allerdings nicht erklärt. Es gibt einen kleinen Bruderzwist, Streit unter den Terroristen, und der Partner von Amanda Stuart macht's auch nicht lange. Aber im Gegensatz zu den meisten anderen Seagal-Actionern aus DTV-Zeiten, verdichten diese Elemente die Handlung und werden nicht zu unnötig komplizierten Sub-Geschichten in einer eh schon komplizierten Geschichte aufgebauscht.

So wird THE FOREIGNER - BLACK DAWN recht geradlinig erzählt, wodurch sich eine recht dichte Atmosphäre und sogar Spannung aufbaut. Natürlich ist es keine Frage, dass Seagal am Ende gewinnen wird, aber seine Figur Jonathan Cold ist undurchschaubar genug, als dass seine Motive nicht immer ganz klar sind. Er ist eben kein Casey Ryback und kein Nico Toscani. Und BLACK DAWN fühlt sich leider nicht allzu sehr nach Seagal an. Er mag spannend sein und auch atmosphärisch, es mag den ein oder anderen seagal'schen Moment des Wahnsinns geben, aber alles in allem würde der Film auch mit Wesley Snipes in der Hauptrolle funktionieren, oder mit Jean-Claude Van Damme. Das liegt zum einen daran, dass die Action – wie bereits erwähnt – hauptsächlich aus Schießereien besteht, zum anderen, dass Seagal einfach nicht richtig präsent ist. Ein Gefühl, das durch die zahlreichen Anschlussfehler noch verstärkt wird.

Dafür sind Seagals Co-Stars durchaus auf sehr solidem Niveau. Tamara Davies als Seagals ehemalige Schülerin Agent Amanda Stuart ist zum einen äußerst ansehnlich - glücklicherweise bleibt uns eine Sexszene zwischen ihr und Seagal erspart. Ich hab jetzt noch Gänsehaut von BELLY OF THE BEAST. Zum anderen spielt sie überzeugend und äußerst dezent. John Pyper-Ferguson als durchgeknallter Waffenhändler ist passend besetzt und scheint sogar Spaß in seiner Rolle gehabt zu haben. Don Franklin ist eh ein gestandener Recke, der sich hauptsächlich in TV-Serien herumtreibt, hat aber in THE FOREIGNER - BLACK DAWN nicht viel zu tun, außer Zeugs zu googeln und erschossen zu werden. Lediglich die Terroristen-Bande scheint mir etwas zu jung besetzt zu sein - vor allem, wenn man bedenkt, dass sie eine Atombombe zünden wollen. Was, wie ich mir hab sagen lassen, nicht gerade auf die gute alte MacGyver-Art mit 'ner Büroklammer funktioniert.

In diesem Sinne: "Was war das denn für eine Aktion: Wie ergebe ich mich am schnellsten dem Feind?!"

Steven Seagal: The Foreigner - Black Dawn Bild 1
Steven Seagal: The Foreigner - Black Dawn Bild 2
Steven Seagal: The Foreigner - Black Dawn Bild 3
Steven Seagal: The Foreigner - Black Dawn Bild 4
Steven Seagal: The Foreigner - Black Dawn Bild 5
FAZIT:

THE FOREIGNER - BLACK DAWN ist sicher nicht die Fortsetzung, die sich Seagal-Fans am meisten gewünscht haben, aber es hätte deutlich schlimmer kommen können – TICKER 2 zum Beispiel. Gott bewahre! Im Endeffekt ist Jonathan Cold neben Casey Ryback nun mal die Seagal-Figur, die am ehesten Potential für eine Fortsetzung bietet. Dabei ist BLACK DAWN glücklicherweise deutlich besser als sein Vorgänger geraten – auch, wenn das zum einen nicht weiter schwer ist und zum anderen, der miese Vorspann sowas nicht vermuten lässt. Schade ist dabei lediglich, dass BLACK DAWN ein wenig zu generisch geraten ist und auch mit einem anderen gealterten Action-Recken hätte funktionieren können. So richtig Spaß macht er natürlich nur mit Seagal höchstselbst, der sich wieder einmal für jeden Furz doubeln lässt und durch undurchschaubare Schnittmassaker ständig aus dem Nichts aufzutauchen scheint – wobei das vielleicht nicht am Schnitt liegt, sondern an irgendeiner geheimen CIA-Technik. Wer weiß.

Auf jeden Fall zählt THE FOREIGNER - BLACK DAWN zu den deutlich unterhaltsameren Filmen Seagals, bietet eine halbwegs geradlinige Handlung, etwas Spannung, nette Action und ein paar wahnsinnige Seagal-Momente sowie grottige CGI im Finale.

WERTUNG: 4 von 10 schlechten CGI-Helikoptern.
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