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Steven Seagal: The Foreigner - Der Fremde

Steven Seagal: The Foreigner - Der Fremde

OT: The Foreigner
ACTION: P/USA, 2003
Regie: Michael Oblowitz
Darsteller: Steven Seagal, Max Ryan, Kate Fischer, Sherman Augustus

STORY:

Steven Seagal soll ein ominöses Päckchen von Frankreich nach Deutschland bringen - irgenwie sehen alle Landschaften nach Polen aus, muss aber Zufall sein - und wird dabei von allerlei Leuten angegriffen, die das Päckchen auch wollen. Am Ende tritt noch ein schnöseliger Baron oder so auf.

Egal, so richtig wissen wohl nicht mal die Macher um was es hier geht...

KRITIK:

Ich hatte große, große Hoffnungen in THE FOREIGNER gesetzt. Nachdem ich mich durch TICKER - DEATH IS JUST A TICK AWAY gequält hatte, ertrug ich halbwegs unbeschadet auch noch HALBTOT, der mich wenigstens mit recht ordentlichen aber harmlosen Actionszenen für die unerträgliche Visage von Ja Rule entschädigt hat. THE FOREIGNER hingegen hat eine Spio/JK-Freigabe - eine schwere Jugendgefährdung scheint also gegeben und das ist durchaus ein gutes Zeichen, wenn es um Seagal-Filme geht. Schließlich waren seine besten Filme mit dieser Freigabe gesegnet und das bedeutete stets unzählige Handgelenksbrüche™, zertrümmerte Hoden, zertrümmerte Fenster und verstümmelte Verbrecher - sprich ganz, ganz viel unreflektierte Gewalt.

Und zunächst fängt THE FOREIGNER ja auch vielversprechend an - mit dem Aussehen eines billigen Ostblock-DTV-Actioners zwar, aber immerhin. Dubiose Hintermänner treffen sich auf einem Militärfriedhof, ein Mann wird gefoltert um Informationen aus ihm herauszubekommen und Steven Seagal schickt 'ne Nutte weg - vermutlich direkt in seinen Wohnwagen, für später. Zwar wird schon früh deutlich, dass die Handlung vermutlich nicht viel hergeben wird, aber das ist durchaus in Ordnung - was passiert, wenn man versucht einem Steven Seagal-Film eine unnötige aufgeblasene Geschichte aufzudrücken, dann kann das ganz schnell schief gehen. So legt Seagal denn auch erstmal mit einer ordentlichen Schießerei nebst blutigen Einschüssen und einigen Toten vor. In billigster Kulisse aus dem Amateurfilmbereich zwar, aber immerhin - ein weiterer Hinweis auf die nicht vorhandenen Geldmittel dürfte das Billig-SFX-Team geben, denn nicht alle Squibs explodieren richtig.

Nach kurzer Zeit allerdings hat Seagal sein ganzes Pulver bereits verschossen und es wird Zeit für eine Verschnaufpause, die fast den gesamten restlichen Film dauert. THE FOREIGNER hält fortan für gut und gerne eine Stunde - gefühlte vier bis fünf - den Ball äußerst Flach und gönnt Seagal eine Verschnaufpause, die es in sich hat. Wozu er die braucht ist mir dabei völlig schleierhaft, da Seagal in gefühlt jeder Szene in der er mehr zu tun hat als zu atmen, gedoubelt wird. In einigen Einstellungen überdeutlich am wesentlich schlankeren Körperbau des Doubles zu erkennen - mal abgesehen davon, dass Seagal nicht aussieht, als könnte er noch lässig über einen Zaun springen.

Überhaupt zählen die Szenen in denen Seagals Double die Fäuste sprechen lässt - und gerade auch die wenigen in denen der Meister selbst Hand anlegt - mit zu dem schlechtesten, was bis hierhin von ihm zu sehen war. Die Kämpfe sind uninspiriert und das Aikido äußerst billig. Vorbei sind die Tage in denen Seagal mit kühler Brutalität wie eine Maschine Schläge austeilte und Nasen im Sekundentakt gebrochen und zerschmettert hat. Nebenbei noch den ein oder anderen Verbrecher durch eine Glasscheibe oder in einen Tisch fliegen lassen - verdient haben's die ja eh - und das Actionfan-Herz jauchzt vor Freude. Aber die Luft scheint einfach raus zu sein. Das lasche Mädchenballett, das THE FOREIGNER bietet, entschädigt in keiner Weise für den Stuss den Autor Darren O. Campbell zusammengeschrieben hat - dass es sich bei dieser DTV-Produktion um seine bis dato letzte Arbeit als Autor handelt, dürfte nicht weiter verwundern.

Die Geschichte um das mysteriöse Päckchen, hinter dem die halbe Welt her zu sein scheint, ist sinnlos und unnötig wirr. Ständig werden neue Figuren und neue Bösewichter eingeführt und die große Wendung am Ende kommt auch eher wenig überraschend. Die Figuren sind kaum auseinanderzuhalten und nerven in der Regel einfach nur - so dass es noch viel bitterer ist, dass Seagal nicht einfach pausenlos kurzen Prozess mit den ganzen Pfosten macht. Darüber hinaus wechseln die Handlungsorte so munter durch, als könnten sich die Figuren von Ort zu Ort beamen - von Frankreich nach Polen, nach Deutschland und zurück. Im Endeffekt sieht aber eh alles gleich aus - nach tiefster polnischer Provinz.

Dort wurde denn auch gedreht, um das Budget der Produktion nicht zu arg auszureizen. Im Endeffekt gibt es drei, vier Schauplätze die, bis auf der Bösewichter-Hauptquartiere, wie Abrissgebäude irgendwo in der Pampa aussehen und den Charme heimischer "Wald und Wiesen Amateur"-Splatterwerke versprühen - und das ist nicht gerade viel Charme. Regisseur Michael Oblowitz scheint nicht einmal zu versuchen, das mickrige Budget und die beschissenen Sets irgendwie kaschieren zu wollen. Da wird einfach draufgehalten, als wäre es ein Projekt für den Videokurs der Schule.

Immerhin schafft er es in den Actionszenen ein paar Punkte zu holen. Denn die sind teilweise - und vor allem auch im Finale - für einen B-Actioner ganz gut inszeniert, auch wenn man natürlich kein großes Spektakel erwarten darf. In diesen Szenen versucht er immerhin den Umstand wegzumachen, dass Seagal eigentlich keine Lust auf und Ausdauer für Action hatte. Wenigstens die Stuntmen legen sich ins Zeug und zeigen nette Todesakrobatik.

Nochmal einen Punkt rausholen, kann THE FOREIGNER derweil mit einer Szene die so dermaßen Steven Seagal ist, dass man sie einfach lieben muss. Von einem CIA-Mafia-Killer mit dem Tode bedroht, findet sich Seagal auf der Toilette eines Bahnhofs wieder. Und während der Killer nur mal schnell was kontrolliert, holt Steven erstmal lässig seinen Seagal raus und strullt ganz entspannt 'ne Runde und starrt dem Bösewicht in die Augen, bevor er aus dem Fenster springt und den gesamten Bahnhof in die Luft jagt - mitsamt aller unschuldigen Zivilisten die da noch so rumgestanden haben. Das ist Seagal wie man ihn kennt und liebt. Aber leider ist das nur eine Szene in einem ansonsten reichlich trögen Actionfilm-Verschnitt.

In diesem Sinne: "Naivity is not what I accuse you of, Miss Van Aitken. However, arrogance does come to mind. So I'll leave you with this in mind: trying to kill me was your first and last mistake."

Steven Seagal: The Foreigner - Der Fremde Bild 1
Steven Seagal: The Foreigner - Der Fremde Bild 2
Steven Seagal: The Foreigner - Der Fremde Bild 3
Steven Seagal: The Foreigner - Der Fremde Bild 4
Steven Seagal: The Foreigner - Der Fremde Bild 5
Steven Seagal: The Foreigner - Der Fremde Bild 6
FAZIT:

THE FOREIGNER hätte durchaus das Zeug zu einem spaßigen Seagal-DTV-Hit gehabt. Aber, mit einer über die Maßen aufgeblasenen Geschichte und einem Regisseur, der nicht mal ansatzweise versucht das niedrige Budget zu verstecken, kann das nichts werden. Dazu kommt, dass bei Seagal einfach die Luft raus ist und weder sein Aikido, noch das seines Stuntmans wenigstens ansatzweise überzeugen können. So kommt weder Spannung noch Action auf, es gibt kaum Seagalismen und die müde Geschichte lädt letztlich bloß zum Einschlafen ein. Der eine gute Seagal-Moment im Bahnhof kann den Karren da auch nicht mehr aus dem Dreck ziehen.

Wieder einmal gilt: Seagal-Komplettisten müssen hier leider durch, alle anderen können getrost weiterziehen.

WERTUNG: 2 von 10 Monokel.
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