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Vase de Noces - One Man and His Pig

Vase de Noces - One Man and His Pig

DRAMA: BE, 1974
Regie: Thierry Zéno
Darsteller: Dominique Garny

STORY:

Ein einsamer Bauer auf einem heruntergekommenen Hof, jenseits von Zeit und Raum: Der Mann verliebt sich in seine Sau und hat Sex mit ihr. Das Tier gebiert ihm drei Ferkel. Der Mann liebkost seine "Kinder" und versucht sie zu zivilisieren. Doch die Ferkel laufen instinktiv zu ihrer Schweine-Mama zurück. Aus Eifersucht tötet er seine Nachkommen. Als die Mutter die erhängten Ferkel sieht, gerät sie in Panik und stürzt sich in den Tod. Der Mann will ihr folgen. Doch dazu muss er sich mit eigenen Händen lebendig begraben…

KRITIK:

2009 ist ein hervorragendes Jahr für Liebhaber des unterschlagenen Films: Die skandalisierten Klassiker IM GLASKÄFIG und LA BETE sind bereits erhältlich, POSSESSION kommt demnächst, und im April dieses Jahres wurde tatsächlich VASE DE NOCES der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Dem belgischen Arthouse-Tabubrecher von 1974 haftet ja ein geradezu obskurer Ruf an: Jeder, der sich für extremes Kino interessiert, hat vom berüchtigten PIG FUCKING MOVIE, so der marktschreierische englische Alternativ-Titel, schon mal gehört. Doch gesehen haben ihn die wenigsten. Wie denn auch: Nach einer von Kontroversen begleiteten Uraufführung auf einem australischen Filmfestival in der 70er-Jahren verschwand der Film in den Archiven und wurde nie regulär ins Kino gebracht. Im Internet kursierte lediglich eine qualitativ inferiore Raubkopie, die viel erahnen und nichts erkennen lässt.

Gleich vorweg: VASE DE NOCES macht seinem Ruf alle Ehre - aber auf eine andere Art, als vielleicht erwartet. Ja, es gibt die berüchtigte sexuelle Zusammenkunft von Mensch und Tier. Man sieht nicht alles genau (und man will das alles auch nicht genauer sehen). Was man auf alle Fälle erkennt ist, dass der große Skandal gestellt ist. Zur Erinnerung: Wir befinden uns in den Siebzigern. Da existierte eine Strömung im europäischen Kino, die bewusst den Tabubruch, die Grenzüberschreitung, den Skandal suchte. Ziel war es, der verkrusteten Nachkriegsgesellschaft unter die biedere, zugeknöpfte Fassade zu blicken und das Verborgene, das Verdrängte, Verbotene und Tabuisierte auf die Leinwand zu bringen.

Zugegeben: VASE DE NOCES ist anstrengend. Ein Film in Schwarz/Weiß, ohne gesprochenes Wort, ohne einer erkennbaren Spannungsdramaturgie, mit einer experimentellen Bildsprache irgendwo zwischen Bergmann, Achternbusch und dem frühen David Lynch. Leichtverdauliche Unterhaltungsfilme sehen anders aus. Glücklicherweise.

VASE DE NOCES ist ein Filmerlebnis, das man sich erarbeiten muss. Doch die Mühe wird reich belohnt - nicht nur von der unvergleichlichen Atmosphäre, die umso verstörender und morbider wird, je länger der Film läuft. Am Ende gibt’s dann die volle Aktionismus-Breitseite mit Fäkalienessen, Erbrechen und allem, was dazu gehört. Nur über die Tiersnuff-Szenen müssen wir noch einmal reden...

So etwas muss man sich erst einmal zu veröffentlichen trauen. Das junge Label "Camera Obscura" ist das Wagnis eingegangen und bringt den Film in einer auf 2000 Stück limitierten Edition, die keine Wünsche offen lässt: Ein aufwendiges Cover und eine 70-minütige Dokumentation, in der Regisseur und Hauptdarsteller ihr Werk ausführlich erklären, dazu ein Booklet mit einem Text des Filmwissenschaftlers Marcus Spiegelegger rechtfertigen den vergleichsweise hohen Kaufpreis voll und ganz.

Vase de Noces - One Man and His Pig Bild 1Hey pig
Vase de Noces - One Man and His Pig Bild 2Little piggy, pig, pig, pig, pig
Vase de Noces - One Man and His Pig Bild 3Nothing can stop me now
Vase de Noces - One Man and His Pig Bild 4Because I don't care
Vase de Noces - One Man and His Pig Bild 5Anymore
FAZIT:

Der unterschlagene Film, der als PIG FUCKING MOVIE Jahrzehnte lang wildeste Fantasien beflügelte, entpuppt sich als sprödes, bisweilen ermüdendes, aber lohnendes filmisches Erlebnis der extremen Art. Ein Arthaus-Skandalfilm, der auf andere Weise vom Kreislauf von Geburt und Tod erzählt. Ein Kunstwerk, so radikal und kompromisslos, wie es nur in den wilden Siebzigern entstehen konnte. Jetzt in einer hervorragenden DVD-Edition im Handel.

WERTUNG: 7 von 10 Ferkel am Strang
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Andreas | 19.10.2009 11:48
die story hört sich mal hammer-mäßig originell an. wie kann sowas anstrengend sein? muss mal schauen, wo man das herkriegt.
Harald | 29.10.2009 13:01
bestellen. zb. beyondmedia.at oder dtm.at
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