HORROR: ITALIEN, 1983
Regie: Pupi Avati
Darsteller: Gabriele Lavia, Anne Canovas
Als der junge Schriftsteller Stefano das Farbband seiner gebraucht erworbenen Schreibmaschine genauer untersucht, erfährt er von der Existenz mysteriöser K-Zonen. Doch was es damit auf sich hat, erscheint undurchdringlich, denn alle, die mit dem Geheimnis in Berührung kommen, sind tot - auch der Priester, der das geheimnisvolle Farbband beschrieben hat. Doch Stefano lässt nicht locker, ohne zu ahnen, dass die Wahrheit seine Vorstellungskraft übersteigt.
KRITIK:Was ist nun das große Geheimnis von ZEDER? Auch wenn es nahezu jeder Rezensent verrät, hier nur soviel: Zeder ist der Name des Pfarrers, der erstmals die K-Zonen durch ein Selbstexperiment nachgewiesen hat. In der ziemlich unheimlichen Vorgeschichte werden die bizarren Folgen des Experiments auch deutlich, ohne dass man als Zuschauer nun schlauer ist. Pupi Avati baut geschickt eine Atmosphäre voller Panik auf, ohne diese mit einer Erklärung aufzulösen.
Wenn der Film dann in die Jetztzeit schenkt, legt die Geschichte eine Reihe von roten Heringen aus, die sich als leere Spur erweisen und sicher von manchem Zuschauer als billiges Ablenkungsmanöver empfunden werden. Andererseits schärft dies Stefanos Blick für die Ungereimtheiten. Denn warum etwa muss die seltsame alte Vermieterin blind sein? Erst im weiteren Verlauf ergibt dieses zunächst unwichtige Detail plötzlich Sinn, und hier zeigt sich die Stärke Pupi Avatis langsamer Erzählweise, die solchen Nebensächlichkeiten Raum zum Entfalten gibt.
Zumindest der Kenner schnalzt beim Namen Pupi Avati ohnehin mit der Zunge. Sein Klassiker, der gnadenlos ruhig erzählte HOUSE WITH THE LOUGHING WINDOWS erfreut sich einer kleinen, aber wachsenden Fangemeinde, auch wenn er hierzulande immer noch ein Schattendasein führt. ZEDER ist nun in Deutschland vielleicht sogar der bekanntere Film, immerhin gab es mal eine Videoveröffentlichung und eine TV-Ausstrahlung.
Im weiteren Verlauf verliert Stefano - und damit der Zuschauer - immer mehr den Boden unter den Füßen. Ab einem gewissen Punkt scheint jeder verdächtig, ein Tankwart könnte ein Häscher der K-Loge sein, ein befreundeter Polizist Opfer des Todeskultes zu werden. Avatis Paranoia-Technik ist vielleicht nicht sonderlich subtil, aber wirkungsvoll. Nur an ganz wenigen Momenten entgleitet ihm der Film dann doch. Eine Stelle ist der lachende Leichnam, der wie ein übriggebliebenes Relikt aus dem Schauerfilm der 30er Jahre wirkt und so gar nicht zu den sonst leisen Tönen passt.
Gegen Ende nähert sich Stefanos Odyssee durch eine unheilvolle, todesgeschwängerte Atmosphäre einem Punkt, an dem seine Verstrickung unentwirrbar, er Teil der geheimnisvollen K-Loge wird. Trotz aller Hinweise, aller Fährten und aller Warnungen, übrig bleibt nur ein unergründliches Lächeln, welches die ganze Tragik versinnbildlicht.
Das Farbband einer Schreibmaschine enthält einen Hinweis auf ein unheimliches Rätsel in der Vergangenheit. Stefanos Suche nach der Lösung ist der Beginn einer paranoiden Geisterbahnfahrt, die ihr Ende in einer leerstehenden Rohbauruine eines Luxushotels findet. ZEDER lässt das Grauen langsam entfalten und gibt genug Zeit zum mitdenken und rätseln. Zurück bleibt ein Zuschauer, der ein bizarres Puzzle zum Teil zusammensetzen konnte, zum Teil aber einfach nur geplättet ist.