OT: The Hunger
VAMPIRDRAMA: GB/USA, 1983
Regie: Tony Scott
Darsteller: Catherine Deneuve, Susan Sarandon, David Bowie, Cliff De Young
Sie sammelt Renaissance-Kunst, antike ägyptische Anhänger, Liebhaber und Seelen. Miriam (Catherine Deneuve) ist ein Vampir. Als ihr Gatte John (David Bowie) über Nacht um Jahre altert, sucht er die Geriatrie-Spezialistin Sarah Roberts (Susan Sarandon) auf. Inzwischen hat Miriam ein Auge auf Sarah geworfen. Und Johns "Leben" hat ein Ablaufdatum ...
Kann ein Film schlecht sein, der mit einem Auftritt der Gothic-Band Bauhaus ("Bela Lugosi's dead") beginnt? Dessen Besetzungsliste von klingenden Namen wie David Bowie, Catherine Deneuve und Susan Sarandon geschmückt wird - die letzteren als lesbisches Vampirpärchen!
Nein. Natürlich nicht.
Aber vielleicht sollte man an dieser Stelle der Namen des Regisseurs nicht länger verschwiegen werden. Es handelt sich um Tony Scott. Tony "Top Gun" Scott. Tony "Unstoppable" Scott. Tony "kleiner Bruder von Ridley" Scott.
Liest noch jemand weiter?
Wollen wir so fair sein: Wenn Tony Scotts Regie-Debut von 1983 etwas ist, dann ambitioniert. Aber ist es auch gut? Schwierige Frage. Im Grunde hat Scott alles richtig gemacht: Erstklassige Besetzung, interessante Romanvorlage, zeitloses Thema, ruhiger Erzählstil, klassisch-elegante Inszenierung. Wird er sich zumindest gedacht haben.
Es ist schon wahr: Der Film ist elegant ausgestattet, perfekt ausgeleuchtet und stylish fotografiert. Es gibt zwei, drei bemerkenswerte Sequenzen, in denen Tony Scott den besten Dario Argento raushängen lässt, den er drauf hat.
Doch in den schwächeren Momenten, die leider zahlenmäßig weit stärker vertreten sind, lassen eher 80er-Videoclip-Künstler vom Schlage Rossacher und Dolezal grüßen: Gegenlicht, pastellfarbene Anzüge, wehende Vorhänge und Windmaschinen, wohin das Auge blickt.
Schillernde Oberflächenwelten. Perfektes Designerkino. Und dahinter: Leere.
Zugegeben: Ein potentiell so tragisches Thema (der Horror des Alterns, der Verlust von Liebe und Lebensenergie, die existentielle Einsamkeit, die Angst vor dem Tod und was danach kommt) derartig emotionslos und steril abzufilmen ist auch schon wieder eine Kunst. Aber keine, die ich wertungsmäßig honorieren kann.
Für sein Regie-Debut hat sich Tony Scott einer melancholischen Vampirgeschichte des Schriftstellers Whitley Strieber angenommen und nicht ganz unprominente Schauspieler vor der Kamera versammelt. Heraus kam ein visuell bestechendes, aber kaltes und steriles Stück Designerkino. Hat vermutlich den Nerv seiner Zeit trotzdem perfekt getroffen ...