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Das III. Auge

Das III. Auge

OT: Il Terzo Occhio
GIALLO: ITALIEN, 1966
Regie: Mino Guerrini
Darsteller: Franco Nero, Gioia Pascal, Erika Blanc, Olga Solbelli

STORY:

Als ein junger Graf kurz vor der Hochzeit seine Verlobte durch einen Autounfall verliert, verabschiedet sich sein labiler Verstand völlig. Er stiehlt die Leiche seiner Liebsten, präpariert sie und legt sie zu sich ins Bett. Dann beginnt er Tänzerinnen und Prostituierte in seine Villa zu locken, um sie neben der ausgestopften Verlobten zu erwürgen. Seine ihm ergebene Haushälterin unterstützt und deckt die Morde, bis die Schwester der Verlobten auf der Bildfläche erscheint…-

KRITIK:

Moment mal: Adeliges Muttersöhnchen und Hobby-Präparator mit Sprung in der Schüssel, der vor Trauer verrückt wird und unter Zuarbeiten der Haushälterin Frauen in seiner Villa erwürgt? Ein Schelm, wer dabei an den Italo-Sicko-Klassiker SADO - STOSS DAS TOR ZUR HÖLLE AUF denkt. Aber der Vergleich ist natürlich mehr als angebracht, denn Joe D´Amato hat mit dem vorgenannten in Deutschland zum § 131-Fiesling gekürten Flick aus dem Jahr 1979 ein Remake zum elf Jahre zuvor entstandenen Giallo DAS III. AUGE abgeliefert.

Wenn man die Votes zu den Filmen auf imdb vergleicht, hat das Remake mit derzeit 1224 gegenüber den läppischen 45 Stimmen des Originals in Sachen Bekanntheitsgrad die (säurezerfressene) Nase weit vorn. Grund genug für uns, euch die D´Amato´sche Inspirationsquelle zu His Kultsplatter etwas näher vorzustellen.

Das lohnt in zwei Aspekten. Denn einerseits zählt DAS III. AUGE im Giallogenre zur allerersten Generation; andererseits ist der Film ein nettes Beispiel dafür, dass man es in Italien schon in den Sechzigern verstanden hat, kranke Geschichten filmisch zu zelebrieren. Nicht umsonst hat sich der Drehbuchautor als Pseudonym den Namen des berüchtigten mittelalterlichen Kinderschlächters Gilles de Rais gegeben.

Klar, dass in so einer Phantasie nicht Rehkitze über grüne Auen hüpfen, sondern Prostituierte gleich neben der ausgestopften Verlobten erwürgt werden. Natürlich sind die Morde längst nicht so explizit wie im rüden Remake, aber es spukt doch ein sicker Geist durch die neugotische Atmosphäre der deliziösen Schwarz/Weiß-Bilder.

Leider muss man aber feststellen, dass Franco Nero in einem Italowestern einen weitaus besseren DJANGO macht als in der Rolle des psychopathischen Muttersöhnchens. Dabei ist dies noch gelinde formuliert, denn mehr als einmal wirkt Neros Spiel unfreiwillig komisch. Als gestörter Frauenmörder ist er eigentlich unbrauchbar und in der Konsequenz kostet dies dem III.AUGE einen Punkt.

Gut, dass Gioia Pascal ihren Part als hörige und gleichfalls mörderische Haushälterin viel besser meistert und gut, dass die aus Hits wie OPERAZIONE PAURA und THE DEVIL´S NIGHTMARE bekannte Eurohorrorikone Erika Blanc ebenfalls an Bord ist - in der Doppelrolle als ausgestopfte Verlobte und deren Schwester.

Das III. Auge Bild 1
Das III. Auge Bild 2
Das III. Auge Bild 3
Das III. Auge Bild 4
FAZIT:

Viele Gorehounds (und meine Wenigkeit) kennen und schätzen das derbe Sickfest SADO - STOSS DAS TOR ZUR HÖLLE AUF. Doch wenige wissen, dass Joe D´Amatos berüchtigte Splatterei die Neuverfilmung des elf Jahre zuvor entstandenen Frühgiallo DAS III. AUGE darstellt. Zwar muss man im Original noch auf mit Zangen ausgerissene Fingernägel und in Säure aufgelöste Leichenteile verzichten, aber dafür gibt es eine gemessen am Filmalter relativ gewagte Verquickung von Sex & Murder und atmosphärische Schwarz/Weiß-Fotografie. Erica Blanc und Gioia Pascal kompensieren mit ihrer Präsenz einen als psychopathisches Muttersöhnchen indisponierten Franco Nero und das etwas enttäuschende Finale. Eine Reise zurück in der Zeit ist der Film aber allemal wert. Er mag nicht besonders bekannt sein, aber er hat - siehe SADO - Einfluß auf das Genre genommen.

WERTUNG: 7 von 10 wahnsinnigen Muttersöhnchen
TEXT © Christian Ade
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