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Day-Killer - Pulsschlag des Todes

Day-Killer - Pulsschlag des Todes

OT: 5 donne per l´assassino
GIALLO: ITALIEN, 1974
Regie: Stelvio Massi
Darsteller: Francis Matthews, Giorgio Albertazzi, Pascale Rivault, Howard Ross

STORY:

Zitat Backcover der Laser Paradise-DVD: "Felsbrocken fliegen durch die Luft. Das Böse beherrscht die Welt. Können die unbekannten Mächte der psychischen Welt gebannt werden? Ein Kampf auf Leben und Tod beginnt." Zitat Ende und erstmal sacken lassen. - Also, zuerst hatte ich keine Ahnung, welchen Film der Klappentextschreiber des Labels gesehen hat, der ihn zur zitierten schmissigen Inhaltsangabe veranlasst hat. Ich wusste nur, dass es Stelvio Massis Mitsiebziger-Giallo DAY-KILLER, der von einem irren Schlitzer handelt, der es auf schwangere Frauen abgesehen hat, definitiv nicht gewesen sein konnte…

KRITIK:

Zuerst dachte ich, der werte Kollege beschreibt mit den "durch die Luft fliegenden Felsbrocken" den alten Astro-Firmentrailer, der zu seligen VHS-Zeiten die Schwarze Serie eröffnet hat, aber ein findiger Mensch bei der ofdb hat das wahre Dilemma offenbart: Anscheinend wurden bei der DVD Inhaltsangabe (!), Cover(!!) und Titel (!!!) eines völlig anderen Films (nämlich James T. Lockers GHOSTKILLER) verwendet. Tja, so was kann schon mal vorkommen, wenn wahre Filmliebhaber eine DVD herausbringen. Da wollen wir, hr-hm, mal nicht päpstlicher als der Papst sein.

Doch mit dem Vorspann kommt schon die nächste Merkwürdigkeit, die diesmal wohl niemand schlüssig erklären kann. Denn der Film beginnt mit der mysteriösen Einblendung John Carpenter´s Pulsation of Death…- Häh? Der gute John Carpenter dürfte mit dem DAY-KILLER ungefähr soviel zu tun gehabt haben wie Alice Schwarzer mit der Produktion vom GIALLO A VENEZIA.

Diese Finten haben seinerzeit selbst den großen Genre-Chronisten Frank Trebbin in seinem feinen Kompendium "Die Angst sitzt neben dir" so verwirrt, dass er kurzerhand den Schauspieler Giorgio Albertazzi zum Regisseur dieses Werks erklärt hat. Aber nein, der hieß in Wirklichkeit Stelvio Massi. Albertazzi, der einst eine Hauptrolle im Cineastentipp LAST YEAR IN MARIENBAD bekleidet hat, ist als arroganter und fremdgeherischer Kinderarzt lediglich das darstellerische Highlight des diesbezüglich eher auf Sparflamme kochenden DAY-KILLER. Nett recherchiert sind auch die Filmographien in den Extras der DVD. Da stammt der Film nämlich mal aus dem Jahr 1974, mal aus dem Jahr 1975. Trebbin meint 1978. ofdb und imdb sagen 1974. Da der Film im letztgenannten Jahr Premiere gefeiert hat, übernehmen wir dieses.

Aber kommen wir aus dem Reich der Schnitzer endlich zum Film. Wobei böse Zungen behaupten, dass man um zum DAY-KILLER zu gelangen, das Reich der Schnitzer gar nicht verlassen müsste.

Okay zugegeben. Vergleicht man einen Giallo wie THE FIFTH CORD oder DER KILLER VON WIEN mit einem Opernbesuch, dann ist der DAY-KILLER eher der Auftritt einer Coverband auf einem Straßenfest - wobei mir durchaus bewusst ist, dass Regisseur Massi ein ruhmreicher Cinematograph war, der unter anderem auch die Kamera beim Edwige Fenech-Giallo THE CASE OF THE BLOODY IRIS geführt hat.

Aber hey, auch eine Coverband auf einem Straßenfest kann Spaß machen, oder? Im Ernst, wenn man die vielen negativen Stimmen, die kaum ein gutes Haar am DAY-KILLER lassen, beherzigt und seine Erwartungshaltung gen Null schraubt, dann könnte man hier sogar angenehm überrascht werden. Nicht weil der DAY-KILLER eine verkannte Granate ist, sondern weil er nicht gar so unsäglich schlecht abschneidet. Wenn man sich darauf einlässt und keine allzu großen Erwartungen an Style und Score hegt, hält einen die leidlich spannende mit sleazigen Morde garnierte Story sogar bei der Stange. Und den eigentlich auf Finsterlinge abonnierte Howard Ross sieht man ja auch nicht alle Tage als Kommissar.

Auch wenn man sich den DAY-KILLER ansehen kann (aber definitiv nicht muss) stellt sich zum Schluss trotzdem die Frage, ob die Anlehnung des Originaltitels an Mario Bavas SEI DONNE PER L´ASSASSINO lediglich als Anmaßung oder schon als Frevel zu verstehen ist.

Day-Killer - Pulsschlag des Todes Bild 1
Day-Killer - Pulsschlag des Todes Bild 2
Day-Killer - Pulsschlag des Todes Bild 3
Day-Killer - Pulsschlag des Todes Bild 4
FAZIT:

Mehr billiger Schlitzerfilm als elegante Mordoper bleibt Stelvio Massis DAY-KILLER Auge und Ohr einiges an Stil schuldig. Dafür gibt es leidlich spannendes Whodunit mit sleazigen Morden.

WERTUNG: 4 von 10 tödlichen Kaiserschnitten
TEXT © Christian Ade
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Dein Kommentar >>
Santini | 16.02.2010 16:34
Inhaltlich schönes Review, auch wenn ich wohl 1 oder 2 Punkte mehr geben würde ;)

Es müßte endlich mal ne ORDENTLICHE DVD von dem Teil her.
>> antworten
Andreas | 29.12.2009 18:53
ums mit facebook worten zu sagen:
dumps up, gefällt mir.
sehr witzige kritik.
Chris | 29.12.2009 20:34
Dankeschön; aber das Lob gebührt eigentlich der Laser Paradise-DVD.Die ist nämlich im Grunde keine DVD, sondern schon eine Realsatire. : )
>> antworten