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Das Schloss der blauen Vögel

Das Schloss der blauen Vögel

OT: La bestia uccide a sangue freddo
GIALLO: ITALIEN, 1971
Regie: Fernando Di Leo
Darsteller: Klaus Kinski, Margaret Lee, Rosalba Neri, Jane Garret

STORY:

Schloss Hohenschwand ist ein Luxus-Sanatorium für gutsituierte Frauen mit psychischen Problemen. Wäre ich Frau und reich und eine richtige Nervenheilanstalt hätte nur ein bisschen was von Schloss Hohenschwand - Leute, ich würde für einen kleinen Dachschaden beten! Denn hier wird der Begriff "Lustwandeln" noch gelebt. Tagsüber auf dem Rasen Hockey mit dem Pflegepersonal spielen, abends bis ultimo im schicken Salon sitzen und Kette rauchen bei ein paar gepflegten Partien Dame mit dem behandelnden Arzt. Und im Anschluss daran den Gärtner im Gewächshaus vernaschen oder sich von der lesbischen Krankenschwester den Hintern massieren lassen. Wenn ihr mich fragt, hat das was die Leute im Film eine "Nervenheilanstalt" nennen, viel mehr was von einer Oase der Gediegenheit. Bitte wie? Da schleicht ein mit einem lächerlichen schwarzen Umhang bekleideter Massenmörder durchs Haus, der sich in der hauseigenen mittelalterlichen Waffenkammer bedient, um Patientinnen totzuschlagen? - Na, dann vielleicht lieber doch keine Frau, kein Geld, tagsüber Büroknecht und abends ein paar Zeilen für Filmtipps schreiben…

KRITIK:

And here we go! Ich bin ja weit davon entfernt ein Kenner von Konsaliks Werk zu sein, aber den Namen des deutschen Schriftstellers habe ich bislang immer nur mit seichter Belletristik und Altdamen-Literatur assoziiiert. Daher war ich schon etwas überrascht, als ich erfahren habe, dass das sleazige Giallo-Schlitzerfilmchen DAS SCHLOSS DER BLAUEN VÖGEL auf einem gleichnamigen Roman von Konsalik fußt.

Ohne das Buch zu kennen, wage ich einmal zu behaupten, dass die Verknüpfungen zwischen der literarischen Vorlage und dem Film bestenfalls lose sein können. Denn andernfalls würde mich der Gedanke schon ein bisschen erschrecken, dass meine liebe selige Großmutter, die zeitlebens treue Konsalik-Leserin gewesen war, bei ihren allabendlichen Leseritualen im Schaukelstuhl in Geschichten über Nymphomaninnenschlächter in Frauenklapsen geschmökert hat.

Denn um nichts anderes geht es in der filmischen Version vom SCHLOSS DER BLAUEN VÖGEL, dessen Alternativtitel kurz und schmerzlos DER TRIEBMÖRDER lautet.

Würde mich echt interessieren, ob auch in Konsaliks Roman lesbische Massagestunden, nymphomanische Masturbationszwänge und Amokläufe mit mittelalterlichen Hiebwaffen vorkommen…- Zweifel diesbezüglich dürften berechtigt sein, denn die Vorstellung von Konsalik als ein sich in Mädchenblut und Scheidensekreten suhlender Schweinepriester erscheint mir dann doch etwas abwegig. Dieser Part fällt eher den großartigen italienischen Filmemacher der 70er und 80er Jahre zu, denen Etikette und Zurückhaltung -Gottlob!- am Popo vorbeigingen.

Auf dem Regiestuhl im SCHLOSS DER BLAUEN VÖGEL hat einer der letztgenannten gesessen: nämlich Fernando Di Leo. Aber das ist manchmal schwer zu glauben. Schließlich hat Di Leo in einigen Polizeifilmen wie etwa dem knallenden MILANO KALIBER 9 eindrucksvoll nachgewiesen, dass er Plots packend und spannend erzählen kann; nur allein glänzt Hochspannung im SCHLOSS DER BLAUEN VÖGEL durchgehend mit Abwesenheit.

Bis die ersten schlüpfrigen oder mörderischen Ausfälligkeiten kommen, muss man sich zunächst einmal eine geschlagene halbe Stunde lang in Geduld üben. In den ersten 33 Minuten ist das Spannendste noch die Arschmassage, die eine lesbische Schwester einer Patientin verpasst. Dafür wird der Zuschauer mit derart peinlichen Dialogen malträtiert, das sich selbst die billigste Krankenhaus-Soap im mexikanischen TV vor Scham selbst absetzen würde...

Aber auch wenn dann endlich mal der Kopf einer Krankenschwester durchs Gras rollt (oder Rosalba Neri nackig durchs Bett); die Füllszenen zwischen dem nächsten Mord oder der nächsten Masturbation wirken erschreckend spannungsarm, ja fast schon lustlos heruntergekurbelt. Die Tatsache, das jedem Kill eine Art Schnelldurchlauf gesammelter Szenen des jeweiligen Opfers vorangeht, ist keine Regiefinesse, sondern eher Ausdruck der totalen Ideenlosigkeit. Zumal im SCHLOSS DER BLAUEN VÖGEL nicht eine Figur genügend Kontur, Tiefe oder Zuschauermitleid besitzt, dass eine solch melodramatische Rückschau gerechtfertigt gewesen wäre.

Da verwundert es doch sehr, dass Teile des Fandoms ausgerechnet diesen in vielerlei Hinsicht unzulänglichen Film Kultweihen zukommen lassen.

Aber gut, einige Argumente dafür liegen auf der Hand. Es ist sicherlich kurzfristig unterhaltsam der wie immer chilli-scharfen Neri bei der Selbstbefriedigung im Lotterbett zuzuschauen, welche gar mit (allerdings gedoubelten) Hardcore-Gefinger aufgerüstet wurde. Oder wenn ein Chauffeur in einer Eisernen Jungfrau verschwindet. Well, man kann sich ein ungläubiges Grinsen nicht verkneifen, wenn Di Leo die Seelenruhe besitzt, um kurz vor Endspurt, wenn andere Filme Fahrt fürs Finale aufnehmen, noch eine stinklangweilige und alberne Lesbentanznummer einzubauen.

Und yeah, spätestens bei den kreuzdämlichen Offenbarungseiden der Polizei ("Tut mir leid, wir sehen uns außerstande weitere Morde zu verhindern…") herrscht Gelächter im Wohnzimmer. Doch bei aller Genreliebe: Titten, Fingern, Eiserne Jungfrauen und idiotische Sprüche hat es auch schon in anderen Filmen gegeben; die dann aber auch auf einer breiteren Ebene überzeugen konnten; und die Klaus Kinski nicht in einer völlig belanglosen und langweiligen Rolle versauern haben lassen.

Kultig mit Brief und Siegel ist allerdings das völlig hysterische durch knappe fünf Minuten gepeitschte Finale. Da scheint Di Leo mit der Energie eines hyperaktiven Rotzlöffel alles Versäumte innerhalb kürzester Zeit nachholen zu wollen und lässt den Killer wie einen Berserker nach einer Schüssel Tollkirschen mit einem Morgenstern durchs Schwesternheim wüten. Und da widerspreche ich nicht: Das sollte man gesehen haben. Wie auch Neris "Gärtner"stündchen im -höhö- Treibhaus oder Margaret Lees Höfe oder…

Ähm, Mist! Eigentlich wollte ich DAS SCHLOSS DER BLAUEN VÖGEL angesichts seiner offensichtlichen Schwächen und seiner himmelschreienden Dämlichkeit mit der rezensionellen Abrissbirne gnadenlos bearbeiten, aber nun habe ich doch noch ein paar Dinge entdeckt, die den Film spaßig machen könnten.

Ist der Film nun Kult oder Schrott? - Und was hat eigentlich Konsalik dazu gesagt?

Das Schloss der blauen Vögel Bild 1
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FAZIT:

Für die einen ein billiges, vulgäres, dämliches und lustlos heruntergekurbeltes Schlitzerfilmchen nach Motiven Konsaliks. Für die anderen genau aus diesen Gründen eine kultige Perle des schlechten Geschmacks. Die Wahrheit dürfte wie immer irgendwo in der Mitte liegen, wobei ich persönlich auch nach der dritten Sichtung dabei bleibe: Rosalba Neri ist zwar geil, aber DAS SCHLOSS DER BLAUEN VÖGEL ist einer der schlechtesten Gialli, die mir bislang untergekommen sind.

WERTUNG: 3 von 10 Arschmassagen
TEXT © Christian Ade
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GIALLO: ITALIEN, 1984
5/10
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GIALLO: E, 1971
2/10
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GIALLO/SCIENCE-FICTION: I, 1987
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GIALLO: ITALIEN, 1992
3/10
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GIALLO: I, 1975
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Dein Kommentar >>
Sabine | 23.10.2014 18:45
Habe das Buch gerade erst beendet und mich auch
informiert, ob dieses spannende Buch verfilmt
wurde. Auch ich bin froh, dass ich mich erst über
den Film informiert hat, denn hier ist ganz klar
heraus zu lesen, dass der Film rein GAR NICHTS
mit dem Buch Konsalik´s zu tun hat! Sehr
schade...
Harald | 23.10.2014 19:08
Na wer weiß, vielleicht hat Konsalik heimlich unter Pseudonym Giallo-Drehbücher geschrieben?
>> antworten
Janna | 30.10.2013 14:29
gut, dass ich mich zuerst über den Film informiert habe. Das, was darüber geschrieben ist, enttäuscht mich sehr. Ich dachte, Konsalik's Roman wurde verfilmt. Statt dessen bedient man sich nur des Buchtitels, ansonsten scheint es eine völlig neue Geschichte zu sein. Also Geld gespart. Da lese ich doch lieber wieder das Buch - das garantiert ein echtes Gänsehautfeeling.
>> antworten
Rene | 19.09.2011 21:04
Film völlig vorbei am Buch das sehr vielbesser ist und mit lesben und zuckenden leiber absolut nichts zu tun hat. grottenschlecht.. nicht mal eine arschmassage wert
>> antworten
Marcel | 16.03.2011 08:42
Den Film mochte ich irgendwie, auch wenn er selbstverständlich schlecht ist. Allerdings stimmt in der Giallo-Übersicht das Produktionsjahr nicht (1992), daher wird die Sortierung nach Enstehungsjahr in eine falsche Reihenfolge gebracht.
Benon | 10.05.2011 13:48
You've hit the ball out the park! Inrcdeible!
>> antworten
Gregor | 31.12.2010 15:18
Habe den Film gestern (auf der italienischen DVD von RARO in bestechender Bildqualität) gesehen und war sehr angenehm überrascht. Wunderbar campy! - Habe es nur selten so sehr genossen mich zu langweilen. Für mich eine klare Empfehlung (7/10)!!!
>> antworten
Harald | 08.01.2010 17:48
Hehe, sehr amüsante Review! Der Trailer ist auch nicht schlecht. Farbfilter-Orgasmus! Fast schon Pop-Art ;-)
>> antworten