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Midnight Ripper

Midnight Ripper

OT: Morirai a Mezzanotte
GIALLO: ITALIEN, 1986
Regie: Lamberto Bava
Darsteller: Valeria D´Obici, Paolo Malco, Lara Wendel, Lea Martino

STORY:

Eine italienische Stadt wird von einer Serie von Frauenmorden erschüttert. Der modus operandi des Täters ähnelt dem von Serienkiller Franco Tribbo. Doch der soll vor zehn Jahren bei einem Brand ums Leben gekommen sein. Oder etwa doch nicht?

KRITIK:

Wenn der Vater Fußspuren in der Schuhgröße von King Kong hinterlässt, hat man es als Sohn nicht leicht, diese zu füllen. Lamberto Bava kann davon ein Lied singen. Sein Vater Mario war nicht nur ein renommierter Regisseur des italienischen Kinos, sondern auch ein wahrer Meister seines Fachs. Selbst Jenna Jameson hat zeit ihrer Karriere nicht so viele Schwerter geschluckt wie dieser Mann Horrorfilmklassiker fabriziert hat und mit dem spezifischen italienischen Thriller hat Mario Bava letztendlich gar ein ganzes Filmgenre kreiert.

Doch stark sind die Gene und faszinierend das Kino. Folgerichtig wurde auch Filius Lamberto Regisseur und hat sich mit einer Handvoll Filmen gar auf das ureigenste Terrain seines Erzeugers gewagt.

Bezeichnenderweise ist Lambertos bester Giallo MACABRO eigentlich gar kein Giallo, sondern ein Horrorfilm und seine richtigen Gialli wie A BLADE IN THE DARK, PHOTO OF GIOIA oder der vorliegende MIDNIGHT RIPPER pendeln in der Skala allesamt zwischen den Werten "schwach" und "ganz nett". Ein wahrer Klassiker war definitiv nie dabei.

Zu Lambertos Verteidigung ist allerdings vorzubringen, dass der Bava-Spross erst Anfang der 80er auf dem Regiestuhl Platz nehmen durfte; zu einer Zeit, als sich das Genre schon auf dem absteigenden Ast befand. Längst waren die Produktionen billiger und schnellschüssiger geworden. Sofern der Regisseur nicht gerade Argento hieß, war der Giallo den Produzenten nur noch ein Fernsehfilmbudget wert.

Auch Bavas MIDNIGHT RIPPER aus dem Jahr 1986 war fürs TV konzipiert, doch zumindest auf ein wenig namhafte Schützenhilfe konnte der Regisseur zurückgreifen. In einer Hauptrolle ermittelt der alt gediente Genresoldat Paolo Malco und die hörenswerte Musik stammt von Claudio Simonetti, bestens bekannt als Keyboarder und Mastermind der Kults(c)orcerer Goblin. Das Drehbuch hat Bava Junior zusammen mit Dardano Sacchetti geschrieben. Allerdings dünkt, dass die Beiden - als sie sich in Klausur mit dem Skript befanden - Logik und Cleverness ausgesperrt und stattdessen eine Party mit dem alten Spaßverderber Ungereimtheit gefeiert haben.

Die Story vom MIDNIGHT RIPPER ist bös konstruiert. Alles scheint nur notdürftig zusammengeschustert, um Raum für den ein oder anderen, mehr oder weniger packend inszenierten Messermord zu geben. Die Opfer - meist weiblich mit breiten Hüften - sind sich dabei für keine Idiotie zu schade, um dem MIDNIGHT RIPPER mit den schwarzen Fingerlingen und der gemeingefährlichen Misogynie im Kopf auch bloß ins Netz zu gehen. Um sich ungestört abstechen zu lassen, zieht sich Studentin in diesem Film auch gerne mal in ein menschenleeres und personalloses (!) Hotel zurück, welches darüberhinaus noch in einer gottverlassenen Geisterstadt zu stehen scheint.

Leider sind die Morde mitnichten so "ungewohnt blutig" wie uns der deutsche Covertext rotzfrech in die Tasche lügt. Und leider werden auch die vom soliden Handwerker Bava gewohnt routiniert in Szene gesetzten Spannungspassagen von den himmelschreienden Dämlichkeiten des Plots gnadenlos torpediert.

Midnight Ripper Bild 1
Midnight Ripper Bild 2
Midnight Ripper Bild 3
Midnight Ripper Bild 4
Midnight Ripper Bild 5
FAZIT:

Sicherlich gibt es den ein oder anderen gelungenen Genremoment mit schwarzen Fingerlingen und blanken Klingen in Lamberto Bavas MIDNIGHT RIPPER. Ohne Frage ist der Film handwerklich solide inszeniert und auch die Musik von Claudio Simonetti passt hervorragend dazu. Doch dem Connaisseur, der schon viele und vor allem bessere Genrebeiträge gesehen hat, wird die extrem konstruierte Story sauer aufstoßen, die sich mit himmelschreienden Ungereimtheiten als großer Spaßverderber entpuppt. Um diese Störfeuer zu kompensieren, ist der MIDNIGHT RIPPER letztendlich doch zu wenig originell und viel zu mittelmäßig inszeniert. Zweifelsohne einer der schwächeren Lambertos.

WERTUNG: 4 von 10 misogynen Unterwäscheanproben
TEXT © Christian Ade
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