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Deliver Us from Evil

Deliver Us from Evil

OT: Fri os fra det onde
DRAMA/THRILLER: DK, 2009
Regie: Ole Bornedal
Darsteller: Lasse Rimmer, Lene Nystrøm, Jens Andersen

STORY:

Sie könnten unterschiedlicher nicht sein, die Brüder Johannes und Lars. Ersterer ein erfolgreicher Anwalt und braver Familienvater, letzterer ein dumpfer Schläger und asozialer Saufkopf. Als Lars betrunken eine Frau überfährt, gelingt es ihm, die Schuld dem Balkankriegsflüchtling Alain in die Schuhe zu schieben. Die Dorfseele kocht. Der "Neger" soll büßen. Johannes hat alle Hände voll zu tun, um einen Lynchmord zu verhindern.

KRITIK:

Okay, sagen wir es geradeheraus: Die bluttriefende Mutter aller "Gewalt-erzeugt-Gegengewalt"-Filme - die Rede ist natürlich von Sam Peckinpahs STRAW DOGS aus dem Jahr 1971 - steht über jeder Szene von Ole Bornedals Film DON'T DELIVER US FROM EVIL.

Dennoch ist Bornedal, der sich mit Werken wie NACHTWACHE oder BEDINGUNGSLOS den Ruf eines dänischen Thriller-Experten gemacht hat, vom Vorwurf des plumpen Plagiarismus freizusprechen.

Weil sein Film einerseits genügend dänischen Lokalkolorit atmet, um als authentisch und eigenständig durchzugehen. Und weil die Themenvielfalt, die hier abgehandelt wird, das doch recht simpel gestrickte "Original" bei weitem übertrifft:

Soziale Ängste, dumpfe Ressentiments, zerrüttete Familien, Langeweile und eine proportional zum Alkoholmissbrauch steigende Gewaltbereitschaft prägen den Alltag der im Film dargestellten Dorfbevölkerung. Von Anfang an steht ein unangenehmes Gefühl von unterschwelliger Bedrohung im Raum, das sich sukzessive verschärft und zu einer Gewaltspirale führt.

Und noch nicht ganz unbedeutender Unterschied: Während Peckinpah selbst von engen Freunden attestiert wurde, ein reaktionärer Waffennarr und Frauenfeind zu sein, steht Bornedal eindeutig dort, wo die meisten europäische Filmemacher stehen: Auf der linksliberalen, aufgeklärten Seite.

Was aber nicht heißt, dass sein Film nicht gewisse Ambivalenzen und Missverständlichkeiten sich tragen würde: Mich würde ja brennend interessieren, wie der Film in Dänemark aufgenommen wurde. Ob es von linker Seite Diffamierungsvorwürfe gab, nach dem Motto: Gar nicht nett, wie der arrogante Künstler die materiell benachteiligte Landbevölkerung - Unterschicht darf man ja nicht sagen ;-) - vorführt. Oder ob sich andererseits die einflußreichen dänischen Rechtspopulisten beleidigt fühlten, weil ihre Klientel so dargestellt wird, wie sie eben ist: Dumm, hasserfüllt und destruktiv.

Inszenatorisch macht es Bornedal jedenfalls (fast) allen recht: Der Mann hat ja auch kurzzeitig in Hollywood gewerkt und setzt auf entsprechend große, "amerikanisierte" Kinobilder. Aufwändige Kamerafahrten sind ja nie verkehrt, raumfüllende Total-Aufnahmen ebensowenig, nur der kräftige Farbreduktionsfilter ist Geschmackssache. Mir gefällt das nicht so. Aber dem düsteren Sujet ist der düstere Look zweifellos angemessen.

Deliver Us from Evil Bild 1
Deliver Us from Evil Bild 2
Deliver Us from Evil Bild 3
Deliver Us from Evil Bild 4
FAZIT:

Eine unheilvolle, aber stets im Realismus geerdete Atmosphäre, packende Szenen und ein erschütterndes wie brutales Finale machen Ole Bornedals dänische "Coverversion" von Sam Peckinpahs Klassiker STRAW DOGS definitiv sehenswert.

WERTUNG: 7 von 10 Nagelpistolen
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Dein Kommentar >>
Chris | 20.05.2011 18:13
Was ein Zufall! Den hatte ich auch erst vor kurzem im Player. : )
Bornedals Eskalierenlassen unserer Pulverfass-Gesellschaft im Stile
von STRAW DOG fand ich ziemlich überzeugend. Das Finale ist heftig.
8/10
Lesotho | 23.05.2011 14:02
Stimme absolut zu - eine hervorragende Straw Dogs-Version, aber mit genug eigenem Potenzial, um den Film sehr sehenswert zu machen. 8,5/10.
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