SEXKOMÖDIE: Japan, 2005
Regie: Yûji Tajiri
Darsteller: Rinako Hirasawa, Mutsuo Yoshioka, Akino
Junger Mann sieht eine Frau im Bus, schmeißt absichtlich die Schachtel mit Kampfgrillen (!) ihres Sohnes auf den Boden, begleitet sie spontan nach Hause und hat mit ihr Sex, dass die Kästen wackeln, Staubsauger stöhnen und die Erde bebt. Der Held entdeckt seine Liebe zu Grillenkämpfen, spritzt sein Sperma meterweit durch die Lüfte (welches zielsicher im Gesicht von Frauen landet), gräbt einen Tunnel unterhalb eines mehrere hunderte Meter breiten Flusses, da er nicht schwimmen kann, und das alles nur um die Kampfesmoral der männlichen Konkurrenz-Grillen durch weibliche Insektengenossinnen zu infiltrieren. Hä? Sex, Grillen, Erdbeben? Willkommen im Wahnsinn, welcher in dieser Form vermutlich nur aus Japan kommen kann.
KRITIK:Vieles sind wir ja gewohnt, was den Einfallsreichtum an Ideen bei japanischen Filmen anbelangt: Frauen, die beim Orgasmus einen ganzen Fluss aus Ihrer Vagina entspringen lassen ("Wasserspiele"), Personen, die auf der Zunge eines Wales zu Jazz-Musik nach oben sprinten ("Mind Game")
oder englischsprachige Auftragskiller mit japanischem Simultanübersetzer (Survive Style 5 ). Auch bei The Strange Saga of Hiroshi the Freeloading Sex Machine ist der Filmtitel Programm. Trotz aller Liebe zur Skurrilität entbehrt der Film aber nicht eines gewissen Niveaus. Es ist also kein Klamaukfilm, vielmehr merkt man, dass sich die Filmcrew selbstironisch über ihr Genre lustig macht und versucht, den Umstand der Billigproduktion durch wahnwitzige Ideen auszugleichen. Meiner Ansicht nach durchaus gelungen.
Haruka (gespielt von Rinako Hirasawa) hasst Grillen. Ihr Ex-Freund, mit dem sie auch ihren Sohn Chiharu gezeugt hat, ist dem Grillen-Sumo-Ringen verfallen, worauf sie diesen verlassen hat. So ist der junge Mann, der die Grillenschachtel ihres Sohnes mit Absicht auf den Boden wirft, sofort sympathisch. Und das so sehr, dass sie ihn gleich nach Hause mitnimmt und wildesten Sex mit ihm hat. Hiroshi, so der Name des jungen Mannes, ist auch gleich gut Freund mit dem kleinen Chiharu, der ihn dann den anderen Dorfbewohnern vorstellt. Diese mögen Hiroshi auf Anhieb und weihen ihn in die Mysterien des Grillen-Sumo-Ringens ein. Es dauert nicht lange, so wird auch Hiroshi süchtig nach der Leidenschaft, die jedes männliche Wesen im Dorf teilt - vom Kleinkind bis zum alten Yakuza - und er beginnt ebenfalls Kampf-Grillen zu züchten. Natürlich sehr zum Unmut von Haruka.
Herrlich skurril dabei ist die Allegorie des Grillenkampfes, denn wie diese kampfwütigen Insekten bekriegen sich die männlichen Akteure um die Gunst des Weibchens, Haruka, die sich immer dem stärksten Mann hingibt. Dabei geht es im Übrigen nicht gerade zimperlich zur Sache: Gurken werden zweckentfremdet (abartiger, als man es erwartet), Sperma fließt in Strömen, Orgasmen, die von Erdbeben und Kampfgrillen-fangen begleitet werden
Personen, denen vor den Nachbarn schnell mal was peinlich ist, und dünne Wände haben, seien gewarnt: es geht ganz schön laut zu. Dass es sich dabei um extrem witziges, japanisches "Pink Eiga" Arthouse-Kino handelt, ist beim Smalltalk im Treppenhaus vermutlich nicht so einfach zu erklären (noch dazu, wo sicher 50% des nur 65 Minuten langen Zelluloids aus Sexszenen besteht).
Alles in Allem ein äußerst amüsantes und kurzweiliges Filmerlebnis der sexuell etwas härteren Gangart mit einem Feuerwerk an schrägen Ideen (die ich hier nicht alle verraten will). Wichtig für den vollen Genuss ist jedoch das ganze im japanischen Originalton anzusehen, da die deutsche Übersetzung alles andere als gelungen ist. Viel geredet wird ohnehin nicht. Gestöhnt umso mehr. Und Männer, die ihren Penisvergleich mit kleinen Insekten austragen, sind, wenn sie sich anbrüllen, einfach auf Japanisch dreimal so lustig