OT: Virgins of the Seven Seas, Yang chi
SEXPLOITATION/MARTIAL ARTS: D/HK, 1974
Regie: Ernst Hofbauer, Kuei Chi Hung
Darsteller: Sonja Jeannine, Diane Drube, Tamara Elliot, Gillian Bray
Fünf weiße (Jung-)Frauen werden von asiatischen Seeräubern in einen Palast verschleppt, wo sie unter fachkundiger Anleitung eines Schurken mit eindrucksvollem Pferdeschwanz zu Liebesdienerinnen für wohlhabende Chinesen "ausgebildet" werden sollen.
Doch die blonden Katzen haben keine Lust, sich ihrem Schicksal zu fügen. Sie nehmen heimlich Karate-Unterricht und lassen die Übeltäter ihre Handkanten spüren ...
"Seh ich eure Tittchen zittern fängt meine Hose an zu flittern."
Im anstößigen Jahr des Herrn 1974 taten sich die deutsche Rapid Film - unter Bahnhofskinogehern geschätzt und geliebt für ihre verschwitzte Schulmädchenreport-Serie - mit den Shaw Brothers aus Hongkong zusammen, um das Beste aus zwei Welten zu verbinden: Deutsche Freizügigkeit und asiatische Kampfsportkunst. Das Ergebnis hört auf den schönen Namen "Karate, Küsse, blonde Katzen" - ein Titel wie ein Versprechen!
Doch kaum ins Kino gebracht, wurde der Film auch schon bundesweit beschlagnahmt. Die Gewaltindizierung erscheint in unserer Torture-Porn-Gegenwart wie ein schlechter Witz, doch anno 74 dürften die Zensoren noch ein strengeres Regiment geführt haben.
Von einer geschnittenen, extrem raren VHS-Kassette abgesehen schien der Film unauffindbar. Ein Objekt der heißen Begierde für Freunde obskurer Filmkunst also. Und nun hat das Kölner Label Camera Obscura gemeinsam mit Koch Media diese filmische Kuriosität im Dienste der Völkerverständigung tatsächlich auf DVD zugänglich gemacht. Ein schicker Schuber, ein Booklet mit einem wie gewohnt wunderbaren Text von Christian Keßler, ein DVD-Menu im geschmackvollen Retro-Look, und das beste: Glasklares Bild und satter Ton, eine Veröffentlichung also, für die man schon einmal Danke sagen kann.
Sexploitation meets Martial Arts lautet das Motto dieses Bahnhofskino-Kleinods reinsten Wassers. Dank des hohen Grads an Professionalität aller Beteiligten sieht der deutsch-chinesische Fleischbeschau-Fight-Hybrid auch ziemlich gut aus: Kulissen, Kostüme, Kämpfe - die Shaw Bros wussten durchaus, was einem Film visuell zum Vorteil gereicht.
Doch nackte Haut und fliegende Handkanten sind nur die halbe Miete. Der wahre Spaß liegt in der deutschen Synchronisation, die keine Gnade kennt und eine Breitseite nach der anderen auf den sich vor Lachkrämpfen am Boden windenden Zuseher abfeuert: "Wenn alle Chinesen so umständlich vögeln, wie sind die jemals auf 650 Millionen gekommen?"
Nun ja, von Frühsiebziger-Sexploitation ist natürlich keine besondere inhaltliche Feinsinnigkeit zu erwarten. Ob das Team von Camera Obscura Christian Keßlers Vorschlag, ein Rezensionsexemplar an Alice Schwarzer zu schicken, beherzigt hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Selbst als Normalerweise-eh-total-für-Emanzipation-Eintreter muss ich gestehen, dass diese Vorstellung ein beträchtliches Maß an Amusement birgt.
Ich würde jedenfalls unterstellen, dass Regisseur Ernst Hofbauer und sein fernöstlicher Freund Kuei Chi Hung - verantwortlich unter anderem für den fiesen KILLER SNAKES - den Begriff Political Correctness nicht mal vom Hörensagen kannten. War ja auch noch kein großes Thema damals. Man kann den Herrschaften folglich nicht wirklich böse sein - zumal ihre entwaffnende geistige Schlichtheit selbst bei Frau Schwarzer eher für Lacher denn für Empörung sorgen dürfte.
Das Kölner Label Camera Obscura hat sich selbst übertroffen mit dieser hervorragenden Veröffentlichung eines verschollen geglaubten Sexploitation-Karate-Hybrids aus deutsch-chinesischer Ko-Produktion. Jede Menge nackter Haut, gar nicht mal so üble Kämpfe, ordentliche Production Values und waffenscheinpflichtige Sprüche jenseits der Schmerz- bzw. Debilitätsgrenze sollten den eher anspruchslosen Männerfilmabend in ein echtes Freudenfest verwandeln.
Erhältlich bei gut sortieren Versandhäusern (DTM.at, Beyond-media.at u.a.)
In diesem Sinne: "Jetzt dreh ich dir's Gas ab und häng dich an die Chinesische Mauer."