DRAMA: CAN, 2005
Regie: Jean-Marc Vallée
Darsteller: Michel Côté, Marc-André Grondin, Danielle Proulx, Pierre-Luc Brillant
Zac (Marc-André Grondin) wurde als vierter von fünf Brüdern in eine Familie von Sonderlingen hineingeboren. Der Vater ist ein homophober Patriarch mit kindischer Begeisterung für Country-Musik. Die Mutter, eine weltfremde, streng katholische Hausfrau, dichtet ihrem Sohn übersinnliche Kräfte an. Die älteren Brüder neigen zu Gewalttätigkeiten, Drogenkonsum und exzessiven Lesen. Von Zacs Ich-Erzählerstimme begleitet, erzählt dieser Film die Geschichte einer kanadischen Familie vom gesellschaftspolitischen Umbruch der späten Sechziger bis zum heutigen Tag...
KRITIK:Der Film C.R.A.Z.Y. des kanadischen Regisseurs Jean-Marc Vallée wurde mit auf Festivals mit diversen Preisen überhäuft und konnte auch beim "gewöhnlichen" Publikum punkten. In Kanada, wohlgemerkt, nicht hierzulande.
Dabei hätte dieses hübsche Coming of Age-Drama das Zeug, jede Menge Menschen anzusprechen: Ein unverschämt gutaussehender, sensibler Hauptdarsteller, seine Konflikte mit seiner Familie, seine Probleme mit sich selbst und seiner erwachenden Sexualität - Identifikationsfaktor in der FM4-hörenden Zielgruppe: 100%, würde ich mal sagen.
Dazu ist der Film äußerst ansprechend inszeniert: Mit seinem lakonischen Humor, den wirklich kunstvollen, ästhetischen Bildern (samt auffallend hübsch visualisierten Tagträumen und anderen surrealen Ausbrüchen) hat C.R.A.Z.Y. alles, was gutes Kino ausmacht. Besonderes Lob verdient die Art und Weise, wie die Musik eingesetzt wird. In jeder Schlüsselszene kommt der passende Sound: Der androgyne David Bowie wird zu Zacs Ebenbild, als dieser seine (Homo)-Sexualität entdeckt. "Shine On You Crazy Diamond" von Pink Floyd ertönt, als Zac beschließt, Atheist zu werden. Den Vogel schießen aber die Stones ab: "Sympathy for the Devil" geht Zac durch den Kopf, als er wieder einmal gezwungen wird, mit seinen religiösen Eltern den Gottesdienst durchzusitzen.
Einziger Wehrmutstropfen: Mit 127 Minuten ist C.R.A.Z.Y. (steht übrigens für die Anfangs-Buchstaben der fünf Geschwister) doch eine Spur zu lange geraten.
Alles in allem ein sehr schöner, auch emotional mitreißender Film über eine schwierige Jugend in Quebec. Schade nur, dass dem Film gegen Ende seine Überlänge in die Quere kommt. Trotzdem: Eine Empfehlung für Freunde gut gemachter Coming of Age-Dramen.