OT: The Twilight Saga: Eclipse
TEENIEROMANZE: USA, 2010
Regie: David Slade
Darsteller: Kristen Stewart, Robert Pattinson, Taylor Lautner, Billy Burke
Bella liebt immer noch Edward, den Vampir. Edward liebt immer noch Bella. Bella will mehr von Edward. Edward will auch mehr von Bella - aber erst nach der Hochzeit. Und auch Jacob, der Werwolf, will mehr von Bella. Am besten gleich hier und jetzt. Bella muss sich entscheiden. Edward ist grantig. Doch Zeit für Balzkämpfe ist nicht: Vampire und Werwölfe müssen sich zusammenraufen, um eine Bande ungezogener Jung-Vampire, die ganz scharf auf Bellas Blut sind, aufzuhalten ...
"Wie bitte?" - Mit einem Blick, aus dem ungläubiges Staunen, Fassungslosigkeit und atemloser Schrecken spricht, sieht mich die junge Kinokassenkraft an. Ja, richtig gehört, ein mal "Eclipse", bitte. Ja, ich weiß, ich gehöre geschlechts- und alterstechnisch nicht ganz zur Kernzielgruppe. Könnten Sie mir bitte trotzdem eine Kinokarte aushändigen und aufhören, mich anzustarren wie einen Kinderschänder auf Aufrisstour?
Den letzten Satz hab ich natürlich nicht gesagt. Aber die Tatsache, dass ein Mann - nun ja - mittleren Alters - allein am Nachmittag einen Teenager-Film ansieht, hat die junge Frau doch ein klein wenig überrascht.
Auch ich war überrascht: Nicht das einzige männliche Wesen im Saal. Es ist wohl so, dass die anvisierte Zielgruppe mit jedem neuen Teil des Twilight-Francise älter, reifer und lebenserfahrener wird. Und dass die blutjungen Fan-Girls der ersten Stunde mittlerweile ihre Boyfriends mit ins Kino nehmen. Doch dazu später mehr, also dranbleiben.
Ansonsten nicht viel Neues im Reich der zwangskeuschen Vampire und notgeilen Werwölfe: Jacob kann sich noch immer kein Hemd leisten und läuft sogar bei Schneesturm mit nacktem Oberkörper durchs Bild. Bella tritt zunehmend fordernder auf und versucht gar, ihrem bleichgesichtigen Vampir-Lover die Kleider vom Leib zu reißen. Doch weiter als zum zweiten Knopf an Edwards Hemd kommt sie nicht.
Wahre Liebe wartet noch immer. Doch es scheint, als würden den Drehbuchautoren die mittlerweile etwas ermüdenden Vorwürfe der konservativen Keuschheits-Propaganda langsam zum Hals raushängen. Weshalb sie das leidige Thema mit dem vorehelichen Sex im Film explizit ansprechen. Und das sieht so aus: Bella hat ein Aufklärungsgespräch mit ihrem besorgten Daddy, den sie wissen lässt, dass Edward "einfach altmodisch" ist, weshalb sie immer noch Jungfrau sei. Kurze Zeit später liegt sie allerdings in den wärmenden Armen des Werwolfs, und der Vampir sitzt daneben und schmollt. Ziemlich bizarr, wie sich Mormonen einen flotten Dreier vorstellen ...
Mit 120 Minuten läuft ECLIPSE um 10 Minuten kürzer als der Vorgänger NEW MOON. Es wird auch mehr geschlachtet als geschmachtet, sprich, der Action- und Horroranteil wurde zu Lasten der Teenie-Lovesoap-Anteile in die Höhe geschraubt. Verantwortlich dafür ist Regisseur David Slade, der sich mit seiner Videoclip-Arbeit für die Industrial-Dunkelmänner Aphex Twin und seinen Kinofilmen HARD CANDY und 30 DAYS OF NIGHT als Mann fürs relativ Grobe positionierte.
Eine wie auch immer geartete ruppige Gangart ist ECLIPSE freilich fremd; dem PG-13-Rating sei Dank werden Hälse stets im Off abgebissen, und Blut haben die Vampire längst keines mehr in ihren untoten Körpern. Unser neuer Mitarbeiter, Herr Gore-Ziegenpeter gehört - no na - weiterhin nicht zur Zielgruppe, die männliche Begleitung der 13- bis 15-jährigen Emo-Girls neuerdings aber sehr wohl.
Halten wir also fest: ECLIPSE ist actionlastiger, dynamischer, in gewissem Sinne unromantischer, ironischer und damit "männlicher" geworden als sein Vorgänger. Ist er auch besser? Njet! Ich glaube mich bei NEW MOON an eine stimmungsvollere Optik zu erinnern, und an einen besseren und dominanteren Soundtrack (Thom Yorke!). Weil der schmerzlich fehlt, gibt's auch nur