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Der Killer von Wien

Der Killer von Wien

OT: La strano vizio della Signora Wardh
GIALLO: I/E, 1971
Regie: Sergio Martino
Darsteller: Edwige Fenech, George Hilton, Conchita Airoldi, Ivan Rassimov

STORY:

Julie Wardh ist eine unglaublich attraktive Frau, aber trotzdem nicht zu beneiden: Sie ist unglücklich mit einem älteren Börsenmakler verheiratet. Ihr sadistischer Ex-Geliebter verfolgt sie immer noch. Und nachdem sie sich in eine außereheliche Affäre mit dem smarten George eingelassen hat, wird sie auch noch erpresst. Als wären das der Probleme nicht genug, geht in Wien just zu diesem Zeitpunkt ein unheimlicher Frauenmörder um; und auch der scheint es auf Julie abgesehen zu haben… ...

KRITIK:

Die Gelehrten streiten noch, welcher von Sergio Martinos Gialli nun sein bester sei. In der engeren Auswahl stehen zumeist der psychedelische ALL THE COLORS OF THE DARK oder DER KILLER VON WIEN. Zwei würdige Finalisten, keine Frage, wobei mein Favorit Martinos Erstling ist; also DER KILLER VON WIEN.

Warum? Zum einen ist der Film von vorne bis hinten perfekt durchgestylt. Der Streifen ist aber nicht nur audiovisueller Zucker, sondern gibt für einen Giallo auch dramaturgisch richtig Gummi. Die Twistorgie am Ende der spannenden 97 Minuten weiß zu überraschen und rundet das mörderische Intrigenspiel angenehm ab.

Dann wären natürlich die anbetungswürdige Edwige Fenech und Ivan Rassimov zu nennen. Während die Eine mit Schön- und Nacktheit für prickelnde Erotik sorgt, darf der Andere schon mal eine coole Generalprobe für seinen Schurkenpart in ALL THE COLORS OF THE DARK geben.

Weiterer Glanzpunkt ist die Stadt Wien, deren morbide Seite von Martino perfekt eingefangen wurde. Die an VIER FLIEGEN AUF GRAUEN SAMT erinnernde Szene im Park ist dabei ebenso ein atmosphärischer Höhepunkt wie der Mordanschlag im Parkhaus, der eventuell für jenen aus Dellamanos DER TOD TRÄGT SCHWARZES LEDER Modell gestanden hat.

Ebenfalls ganz groß die Flashbacks zum S/M-Techtelmechtel zwischen Fenech und Rassimov. Und gerade in diesen psychosexuellen Gardeszenen kommt Nora Orlandis sowieso schon genialer Score noch einmal so gut. Apropos Score. Der ist so klasse, dass Meisterdieb Tarantino nicht die Finger von lassen konnte und ihn mal kurz für KILL BILL 2 entwendet hat. Oops, habe ich da gerade jemand des Diebstahls bezichtigt? Sorry - freilich klaut ein Tarantino nicht, er macht Hommagen….

Aber Themawechsel und zurück nach Wien, wo mir aber langsam die Superlative ausgehen. Also machen wir es kurz: Augenschmaus, Ohrenschmaus, Elite - Giallo!

Und jetzt alle zurück ins mörderische Wien der Siebziger mit einem kleinen finalen Abstecher ins sonnige Spanien.

Der Killer von Wien Bild 1
Der Killer von Wien Bild 2
Der Killer von Wien Bild 3
Der Killer von Wien Bild 4
Der Killer von Wien Bild 5
FAZIT:

Sergio Martinos DER KILLER VON WIEN ist ein Giallo aus dem Bilderbuch mit einer atemberaubenden Edwige Fenech und einem herrlichen Orlandi - Score. Wer das stylische Genre der italienischen Schlitzerfilme kennen lernen will, findet im KILLER VON WIEN das perfekte First Date.

WERTUNG: 9 von 10 tödlichen Geldübergaben
TEXT © Christian Ade
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Dein Kommentar >>
Kracklite | 22.02.2018 15:49
Als 1963 geborener Wiener, wurde mir bewusst wie schön meine Heimatstadt einst war. Kann es sein, dass das ehemalige Tischtelefoncafe in der Laudongasse als Hotel herhalten musste? Ansonsten eine volle 10 von mir. War erst vor Kurzem in Rom im Profondo Rosso und habe einige hundert Euro für Lektüre und Dvds liegen lassen.
>> antworten
Marcel | 08.11.2011 15:59
Einer der besten Gialli ever. 9 von 10 langsamer werdenen Herzschläge.
>> antworten
Marcel | 08.11.2011 15:59
Einer der besten Gialli ever. 9 von 10 langsamer werdenen Herzschläge.
>> antworten
Harald | 29.07.2010 08:24
endlich gesehen - und für den besten und stimmungsvollsten Wien-Film ever befunden. Allein der Mord vorm Schönbrunner Palmenhaus ist die Anschaffung der DVD wert.
>> antworten
a bloodred bird | 04.10.2009 20:01
grossartiger giallo - und ich finde auch, dass das teil
martinos bester film ist. bitte auch nicht den
grossartigen george hilton vergessen, der ja öfter
gemeinsam mit der göttlichen fenech vor der kamera
gestanden hat. 9 von 10 rasiermesserattacken in
schönbrunn.
>> antworten
Johnny | 01.06.2009 14:19
Schönes Review zu einem noch schöneren Film, dankeschön!
Übrigens hab ich gerade festgestellt, dass jene drei Filmritiker, denen ich blind vertraue, ihren Vornamen teilen: Christian Keßler, Christian Fuchs, Christian Ade.
Chris | 01.06.2009 17:20
Hi, Johnny! Das ist ja fast schon zu viel der Ehre, aber danke für die netten Worte! : )
>> antworten
Ralph | 01.06.2009 11:38
Ich muss ja gestehen, dass mir Ignoranten das Genre "Giallo" bislang völlig unbekannt war, aber ich glaube ich könnte dazu sehr rasch Liebhaberstatus entwickelnt. Seh ich das richtig: Thriller mit opernhaft pompöser Inszenierung?
Chris | 01.06.2009 17:27
So könnte man das ausdrücken. : )
Schwarzgekleidete Killer, wunderschöne charismatische Frauen, tolle Musik (Morricone,Nicolai,Goblin,Orlandi etc.),Siebziger Jahre - Flair, herrliche Bilder und morbide Erotik - ich liebe dieses Genre! : )
Harald | 01.06.2009 18:54
und es ist suchterzeugend ;-)
>> antworten