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Spasmo

Spasmo

GIALLO: ITALIEN, 1974
Regie: Umberto Lenzi
Darsteller: Robert Hoffmann, Suzy Kendall, Ivan Rassimov, Maria Pia Conte

STORY:

Christian Baumann will sich gerade im Bad eines Motelzimmers fürs Schäferstündchen mit der geheimnisvollen Barbara fesch machen, als ein bewaffneter Mann durchs Fenster steigt. Christian tötet den Unbekannten in Notwehr, doch gerade als er Barbara das Malheur zeigen will, ist die Leiche verschwunden. Dies ist aber erst der Auftakt zu einigen höchst merkwürdigen Ereignissen, die Christian langsam, aber sicher in den Wahnsinn treiben…

KRITIK:

Mario Bava läutete mit seinem Klassiker BLUTIGE SEIDE nicht nur die Geburtsstunde des Giallo ein, sondern machte auch schwarze Handschuhe und Schaufensterpuppen zu Trademarks des Genres. Motive, die in der Folgezeit von so ziemlich jedem im Fach des italienischen Thrillers tätigen Filmemacher mindestens einmal aufgegriffen wurde. Auch Altmeister Umberto Lenzi ließ sich in dieser Beziehung nicht lumpen. Dem urtypischen Schwarzen-Handschuh-Giallo SEVEN BLOOD STAINED ORCHIDS aus dem Jahr 1971 folgte drei Jahre später der ultimative Schaufensterpuppen-Giallo in seinem Oeuvre.

In SPASMO sind sie allgegenwärtig. Die Schaufensterpuppen. An den seltsamsten Orten finden wir sie vor; stets wie Mordopfer drapiert, als Hinterlassenschaften einer kranken Seele - "Tote" Plastikhuren in Wäldern, in Ruinen, an Stricken baumelnd. Damit schafft Lenzi einige seltsame, fast schon unwirkliche Szenarien, die wiederum für sich genommen die denkwürdigsten Momente des Films stellen.

Ansonsten gibt sich SPASMO von Anfang an mysteriös und versucht sich nicht in die Karten schauen zu lassen. Das Rätselhaftbleiben hat oberste Priorität; selbst wenn es auf Kosten der Nachvollziehbarkeit des Geschehens geht. Zur Folge hat dies ein nicht uninteressantes, aber eben auch sperriges Verwirrspiel irgendwo zwischen Konspirationsthriller und atypischen Serienkillerflick; eines, das ständig Gefahr läuft, sich heillos in den Fäden der doppelten Spielchen, undurchsichtigen Personen und toten Killern, die nicht tot sind, zu verheddern.

Daher ist die Geschichte etwas irritierend und sicher nicht frei von Holprigkeiten. Dies könnte aber auch dem Umstand geschuldet sein, dass eigentlich Lucio Fulci den Film hätte inszenieren sollen und Umberto Lenzi erst den Regiezuschlag erhalten hat, nachdem die erste Wahl wegen eines anderen Projekts unabkömmlich geworden ist. Dann hat noch das ursprüngliche Skript nicht Lenzis Zustimmung gefunden, so dass dieser sich zu kurzfristigen Änderungen genötigt sah. Was zu Unebenheiten in der Handlung geführt haben könnte, hat den Film aber ganz sicher um den interessanten Aspekt der Schaufensterpuppen bereichert. Die kamen nämlich erst durch Lenzis Zutun ins Spiel.

Auch wenn die inhaltlichen Holprigkeiten und Längen sich als leichte Spaßdämpfer entpuppen und der Film durch sie etwas weniger raffiniert und unterhaltsam als manch anderer Giallo aus Lenzis Hand wirkt, zählt freilich auch SPASMO zum Pflichtprogramm des Genre-Interessierten. Denn neben Style, Atmosphäre und ein paar fesche Perspektiven zum Thema "angehender Serienkiller" hat SPASMO noch einen atmosphärischen Score von Ennio Morricone im Gepäck. Und haufenweise morbide Schaufensterpuppen.

Spasmo Bild 1
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FAZIT:

Die Reliquien des Giallo: Schwarze Handschuhe, Rasiermesser und Schaufensterpuppen. Gerade die letzteren kommen variantenreich und mit viel morbiden Einfallsreichtum zum Einsatz und sorgen für die besonderen Momente in SPASMO. Lenzis bekanntester Giallo nach dem RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDS hat unbestritten Style, Atmosphäre und Morricone, aber auch eine ziemlich holprige, irritierende Story. Die Wege in diesem irgendwo zwischen Konspirationsthriller und atypischen Serienkillerflick rangierenden Murder Mystery sind nicht immer ergründlich, führen aber zu einem schön fiesen Schlusstwist.

WERTUNG: 6 von 10 gehenkten Schaufensterpuppen
TEXT © Christian Ade
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Marcel | 17.03.2010 19:54
Extrem cooles Cover.
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