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The Case of the Bloody Iris

The Case of the Bloody Iris

OT: Perché quelle strane gocce di sangue sul corpo di Jennifer?
GIALLO: ITALIEN, 1971
Regie: Giuliano Carnimeo
Darsteller: Edwige Fenech, George Hilton, Annabella Incontrera, Paola Quattrini

STORY:

In einem Hochhaus sind hübsche, jungen Frauen ihres Lebens nicht mehr sicher, denn ein unheimlicher Killer geht um. Auch die schöne Jennifer und ihre WG-Genossin Mildred geraten mehr und mehr ins Visier des behandschuhten Mörders, hinter dessen Maske so einige verdächtige Personen stecken könnten. Ist es Jennifers stalkender Ex-Gatte? Jemand aus der verschrobenen Nachbarschaft? Oder gar Jennifers aktueller Lover, der smarte Architekt Andrea?

KRITIK:

Natürlich werden wir DAS GEHEIMNIS DER BLUTIGEN LILIE erst ganz am Ende des Films ergründen, nachdem Gevatter Tod und sein Erfüllungsgehilfe mit dem schwarzen Hut und den ockerfarbenen Handschuhen mit scharfer Klinge den Kreis der Verdächtigen noch mal ordentlich ausgedünnt hat.

Aber die Geduld bringen wir gerne auf, denn auf dem Weg zur Lösung gibt es all die Trademarks, die den italienischen Giallo so liebenswert machen. Wir haben eine wunderschöne Frau (Edwige Fenech), die gerne durchsichtige BHs trägt. Wir haben einen stalkenden Ex-Gatten. Beide haben eine Gruppensexvergangenheit, die man uns mit lustigen Flashbacks zu psychedelischen Swingerpartys irgendwo zwischen Kitsch und Kult noch einmal anschaulich macht. Dann haben wir eine lesbische Nachbarin. Den undurchsichtigen Lover. Und natürlich den wahnsinnigen vermummten Killer.

Dazu feine Bilder von Stelvio Massi und die Göttliche in der Hauptrolle und fertig ist der in der Tradition von DER KILLER VON WIEN stehende Martino-style Giallo. Oder eben ein typischer Gastaldi. Der umtriebige Autor hat die genannten Zutaten ja in einer Vielzahl von Drehbüchern kombiniert und bekanntlich sind dabei nicht wenige Genrehits herausgekommen.

Wobei THE CASE OF THE BLOODY IRIS jetzt nicht zu den ganz großen Meisterwerken zählt; nicht zuletzt weil der Plot sich diesmal nicht ganz so trick- und wendungsreich gestaltet, wie man dies sonst aus Gastaldis Feder gewohnt ist. Andererseits wird aber auch kein Fan enttäuscht werden, denn Carnimeo hat alles am Start, was man zu einem unterhaltsamen Mörderrätsel benötigt. Siehe oben ab wunderschöne Frau.

Wie die Morde sind, fragt ihr? Keine großen Opern, aber zumindest kleine Feste. Auf jeden Fall weitaus stimmiger inszeniert als jene, die uns Carnimeo in seinem schiefen Schwanengesang RAT MAN aus dem Jahr 1988 zugemutet hat. Ja, genau - das war dieser Freakhorrorheuler, in welchem ein Liliputaner mit einer Ratte gekreuzt wurde und dieser ins Handgepäck passende Mutant von der Größe einer He-Man-Figur am Ende noch sämtliche Passagiere eines Linienflugzeugs massakriert hat, sofern ich den Abspann begleitenden Chor aus Todesschreien richtig interpretiert habe…

Mit seinem letzten Werk hat sich Carnimeo zweifelsohne zum Kreis jener erlauchten italienischen Regisseure gesellt, die in den frühen Siebzigern noch versiert die edelsten Gialli geschaffen haben und nach dem Fall des italienischen Kinos gezwungen waren, mit Mikrobudgets zu schlechten Drehbüchern billige Horrorfilme zu drehen. Zur Ehrenrettung Carnimeos sei gesagt, dass er sich in dieser Hölle in bester Gesellschaft befindet. Denn dort finden sich Namen wie Fulci, Lenzi, Martino und seit kurzem auch der von Argento.

Wobei die Letztgenannten zum Schluss nur grottige Horrorfilme verbrochen haben; jemand wie Polselli war zu diesem Zeitpunkt schon bei den Tierpornos angelangt. Aber okay, Polselli ist Polselli und der war schließlich -siehe DELIRIUM oder THE REINCARNATION OF ISABEL - schon immer ein Thema für sich. Aber bevor ich jetzt völlig vom Thema abschweife, sei noch gesagt, dass George Hilton in THE CASE OF THE BLOODY IRIS mal so was von überhaupt keinen Spaß versteht. Einen lustigen Scherz von Paola Quattrini quittiert er nämlich mit einer schallenden Ohrfeige, die jeder Bud Spencer-Haudrauf-Klamotte zur Ehre gereicht hätte…

The Case of the Bloody Iris Bild 1
The Case of the Bloody Iris Bild 2
The Case of the Bloody Iris Bild 3
The Case of the Bloody Iris Bild 4
The Case of the Bloody Iris Bild 5
The Case of the Bloody Iris Bild 6
FAZIT:

Ein Murder Mystery nach Gastaldi im Stile eines Martino. Edwige Fenech - einmal mehr ängstlich, sexy, verfolgt und in Lebensgefahr… Puzzleteile im CASE OF THE BLOODY IRIS sind unter anderem ein stalkender Ex-Gatte, Gruppensex-Jugendsünden, eine lesbische Nachbarin, böse Vetteln, entstellte Söhne, ein suspekter Lover und Frauenmorde in einem Hochhaus… Auch wenn die letztendliche Auflösung etwas hanebüchen anmutet; dieser klassische Schwarzer Handschuh-Giallo sollte keinen Genrefan enttäuschen.

WERTUNG: 7 von 10 Blutphobien
TEXT © Christian Ade
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Dein Kommentar >>
firetrain | 16.08.2010 02:38
Ich mag den Film sehr - es ist zwar deutlich zu spüren, das Carnimeo auf einen Genre-Zug sprang, mit dem er sonst nicht viel zu hatte (siehe auch Montero und sein SCHÖN, NACKT & LIEBESTOLL), aber das was er macht ist aller Ehren wert! Handwerklich mehr als solide lässt er die wunderbare Edwige Fenech aufregende Abenteuer bestehen. Das Schönste an dem Film ist Bruno Nicolais Zauber-Score - das Thema ist das Geilste, was ich jemals gehört habe! Die CD zum Film ist einfach toll, und die italienische DVD ein Traum...
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Nic | 17.01.2010 19:28
71/72 scheinen ja sehr produktive jahre gewesen zu sein.. :)
Chris | 18.01.2010 18:32
Wohlwahr - und vor allem waren diese Filme ja nicht nur Quantität, sondern imo Qualität. Leider bin ich born too late und diese schönen Kinotage waren lange vor meiner Zeit. Für Edwige Fenech (auf der großen Leinwand) hätte ich mich aber damals im Kino häuslich niedergelassen... : )
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